110 und 7 Tage. Auszeit. Flitterwochen. Flittermonate. Honigmond oder auf Reise; Wie immer man es auch nennen will.
Wir haben unglaublich viel erlebt und gesehen, interessante Menschen getroffen, neue Gerichte ausprobiert. Einige sind – zumindest die Rezepte davon – im Gepäck gelandet. Von Smalltalks bis zu vertieften Gespräche, über das Reisen, Kryptowährungen, die Welt und Nachhaltigkeit. Ein paar der gesteckten Ziele haben wir erreicht, andere wiederum nicht. Ein Résumé respektive eine Hommage an das Reisen (und das Leben).
Über die gewählten Länder
Unser ursprünglicher Plan hat etwas anders ausgesehen. Nepal, Bhutan und die Philippinen standen auf unserer Liste. Corona machte uns jedoch einen Strich durch die Rechnung. Eigentlich mehr als nur einmal – dazu später.
Der Dezember 2021 hatte es dann ebenfalls in sich. Gerade mal 5 Wochen waren wir in unserem Daheim. Dazwischen haben wir unsere Hochzeits-Webseite bearbeitet, Dankes-Karten gestaltet und verschickt, Flitterwochen geplant, Geschenke eingekauft und Weihnachten an verschiedenen Orten gefeiert und eine Hypothek abgeschlossen.
Damit stand also der Plan fest. Wir benötigen erstmal etwas Erholung. Und so schwebte uns eine karibische Insel vor. Der übernächste Plan stand auch schon halb fest. Es soll wieder Richtung Südamerika gehen.
Wir stellten schnell fest, dass dies nicht so einfach machbar ist. Wer einen Flug von der Karibik nach Südamerika sucht, der wird nicht fündig. Ausser man fliege via Miami. Ahoi Co2-Bilanz.
Wir begruben erneut unseren Plan und entschieden uns für Panama.
Nun galt es Abschied zu nehmen. Im Büro, bei Freunden und der Familie. Der Abschied von meinen Grosseltern fiel mir besonders schwer – man weiss eben doch nie.
In Panama angekommen nahmen wir es etwas gar gemütlich. Wir quartierten uns für mehrere Tage im Hotel Riu Palace ein und fürs erste Mal in meinem Leben, hatte ich Mühe loszuziehen. Es ging gerade so gäbig hier und 4 Monate vor uns zu haben, ohne Plan und nicht wissen, was Omikron mit uns machen würden, erschöpfte uns dann doch irgendwie. Aber dann haben wir die San Blas Inseln entdeckt und wir kamen langsam in Fahrt.
Wir geniessen diese langen Autofahrten. Die Panama-Hüte auf der Rückbank, das Sonnenlicht auf den Beinen, Simon and Garfunkel aus dem Lautsprecher, vorbeiziehend an Einöden, karge Steinwüsten, grünen Oasen an Küsten und den bunten Bergen in den Anden. Neben mir der Lieblingsmensch. Wir staunen, halten an, fotografieren, erfrieren fast, setzen uns wieder ins Auto, fahren nur 4 Minuten um dann den Rucksack zu packen und drauf loszulaufen. Wir sprechen über Vergangenes, die Zukunft, und schweigen aber auch das eine und andere Mal und lassen Platz für unsere Gedanken.
Nach gut 2 Wochen Panama und einigen besuchten Ecken und Kanten, war es dann an der Zeit weiterzuziehen. Unsere Wahl lag von Anfang an irgendwie auf Peru. Ich habe zwar Peru im Jahre 2011 schon einmal besucht – für Stefan war es aber das erste Mal. Es gibt dort so viel mehr zu sehen, als das, was ich damals zu Gesicht bekommen habe.
In Panama lief dann noch alles rund. Alle Formulare haben wir richtig ausgefüllt. Leider haben wir keinen Direktflug ergattert und so mussten wir im Transit durch Kolumbien reisen. Der Flughafen von Kolumbien, respektive die Wingo-Crew, meinte es dann weniger gut mit uns. Sie wollten uns nicht boarden lassen, ohne einen Rück- oder Weiterflug aus Peru heraus. Alles Fluchen (meist mit mir selbst) und Schimpfen und Erklären half nicht aus. Innert 5 Minuten mussten wir also einen Weiterflug buchen. 3 Destinationen schwebten in meinem Kopf, diejenige nach Chile, war die günstigste. Notabene hatte ich keine Zeit mehr, allfällige Einreisebedingungen zu studieren. Mit dem Beweis des neuen Flugtickets konnten wir endlich unser Gepäck aufgeben. Mit Sack und Pack rannten wir durch die Sicherheitskontrolle. Ich ran zum falschen Ort, mein Schuh piepste und ich musste nochmals durch die Sicherheitskontrolle. Mit einem Barfuss-Sprint reichte es dann doch noch ans Gate bzw. in den Flieger.
In Peru angekommen, nahmen wir entgegen der Stimme des Internets ein Mietauto und haben es nicht bereut. Absolut grossartig, was man hier in 2-3-4 Wochen zu sehen bekommt. Für 2-3 Wochen Ferien, ist es wohl das Land, das am meisten zu bieten hat.
Wie klein wir Menschenkinder eigentlich sind, merkt man, wenn man im Colca-Tal in Peru, die Seele und die Füsse baumeln lässt. Über uns fliegen in einer Majestät die Kondor-Vögel über unseren Köpfen hinweg. Das Gras kitzelt an unseren Beinen und wir beobachten, wie die Tagestouristen in den grossen Bussen davonfahren. Plötzlich ist es still und nichts als der Wind, ist zu hören. Wie grossartig diese Welt doch ist.
Unsere Weiterreise nach Chile war ja schon besiegelt. Allerdings verzögerte sich die Einreise noch etwas. Zudem benötigten wir noch eine Bestätigung unserer Krankenkasse, dass wir auch im Falle einer Erkrankung von Covid-19 gedeckt sind, unsere Identitäten mussten bestätigt werden und natürlich benötigte es noch einen PCR-Test. Dieses Mal waren wir dann für den Weiterflug gewappnet. Ich habe via Booking-com ein stornierbares Hotel in Argentinien gebucht. Und es hat geklappt. Dass wir so leicht davon kommen, hätte ich nicht gedacht. Aber jetzt, wo wir einmal Zeit haben, möchten wir uns diese Flexibilität nicht nehmen. Mit der Annullierung habe ich aber trotzdem noch etwas zugewartet, weil man bei der Einwanderungsbehörde, auch nie genau weiss, was nun verlangt wird. eben
Eine weitere Alternative wäre das Onward-Ticket gewesen. Hier wird ein richtiges Fake-Ticket für 10 USD ausgestellt. Selbstverständlich mit waschechtem PNR-Code. Ein PNR-Code ist eine einmalige Reservierungsnummer eines Transportunternehmens.
Chile haben wir beim zweiten Blick – als wir die Stadt verlassen haben – sofort in unser Herz geschlossen. Gäbe es ein Land wo wir auswandern würden, dann wäre es wohl Chile. Wir sind vom hohen Norden bis in den extremen Süden gereist und haben das karge, wilde aber wunderschöne Patagonien erlebt. Aufgrund von Corona, konnten wir mit dem Mietauto die Grenze zu Argentinien nicht passieren. Die Gefahr, dass plötzlich die Grenzen wieder schliessen würden und das Auto ennet der Grenze war, war den Mietwagenhändlern zu gross. Na dann fliegen wir halt später nach Argentinien.
Rau, wild, kalt. Heiss, sonnig, gemütlich, anstrengend, wunderschön. Das chilenische Patagonien hält so manche Überraschung bereit. Kuschelig warm, wo der Kamin steht. Ein fast täglicher Kampf mit der Dusche – wobei die Dusche meist gewinnt. Feuer heiss, dass man sich gleich den Allerwertesten verbrennt, nur um dann zwei Sekunden später wieder frierend und fluchend unter der Brause zu stehen, weil das warme Wasser aufgebraucht ist. Kilometer um Kilometer fahren und wandern wir so durch die Wildnis. Am Ende der Carretera Austral bejubeln wir Tramper und Biker die, die 1200 Kilometer bestritten haben. Ein Abenteuer, welches wir nicht missen möchten.
Spontan entscheiden wir uns gegen eine Weiterreise nach Argentinien. Zwar wollen wir beide Argentinien unbedingt einmal besuchen und kennenlernen, aber wir waren gerade so richtig zufrieden. Klar wäre der Gletscher in Argentinien vielleicht grösser, der Geldwechsel abenteuerlicher und Patagonien nochmals ganz anders. Aber das heben wir uns dann für ein anderes Mal auf. Auf dem nicht vorhandenen Plan stehen auch noch die Osterinseln, aber die dasige Bevölkerung weigert sich seit Oktober 2021, die Insel für den Tourismus wegen Corona wieder zu öffnen. Wir kommen wieder ;-).
Da wir viele Kilometer mit dem Auto gereist sind und einige Höhenmeter gewandert sind, war es wieder Zeit für etwas Anderes.
In die Südsee sollte es gehen – via den Osterinseln wäre es etwas einfacher gewesen, aber das sollte unserer Idee keinen Abbruch tun. Und so ging es von Chile nach San Francisco. Wir kennen dort noch Leute und wir beide mögen San Francisco sehr und so haben wir dort wenige, aber sehr intensive und tolle Tage gehabt.
Von San Francisco zog es uns dann weiter nach Tahiti. Möglich wären auch Hawaii oder die Fiji Inseln gewesen. Gewonnen hat schlussendlich aber Französisch Polynesien, weil dort unter anderem auch die Hochburg des Flitterns existiert: Bora Bora. Die Idee Französisch Polynesien noch mit Hawaii zu kombinieren haben wir schnell wieder verworfen. Französisch Polynesien besteht aus vielen Inseln und Atollen, die alle ganz unterschiedlich sein können. Schliesslich haben wir dort 3.5 Wochen verbracht und uns ist nie langweilig geworden.
Die Insel für uns. Immer meerwärts lautet hier das Motto. Umgeben von Sand, Wasser und Fisch. Fast ein wenig beängstigend, wenn man bedenkt, dass man auf keiner Seite 10 Meter läuft und man schon wieder mit den Füssen im Meer steht. Aber dieses Leben abseits, auf Augenhöhe mit der Unterwelt wie Seeigel und Haien, gefällt uns so sehr, dass wir die Tage mehr Unterwasser, als sonst wo verbringen. Wenn man inmitten eines Schwarms hineinschwimmt, weiss man nicht genau, ob man nun selbst die Fische bestaunt oder ob sie dich bestaunen.
Jede schöne Reise findet ihr Ende, unser Arbeitgeber erwartete uns im Mai wieder und auch das Budget wurde mit Französisch Polynesien ganz schön strapaziert. Da wir uns quasi genau auf der anderen Seite der Weltkugel befinden, wählen wir den Weg via Asien zurück. Unser letzter Stopp heisst Seoul. Seoul ist wie ein Heimkommen, denn unsere Freunde zeigen uns die schönsten und feinsten Ecken dieser Stadt.
Wie immer landen wir im Hongdae Viertel. Alles ist wahnsinnig gross, die SüdkoreanerInnen sind hübsch gekleidet und die Hilfsbereitschaft ist gegenüber uns Touristen ist riesig “Dort gehen nur die jungen Leute hin”, sagen unsere Freunde jeweils – und trotzdem landen wir alle gemeinsam immer dort. Wir verstehen kein Wort, fühlen uns wie 7-Jährige in einer fremden Stadt, wo wir weder etwas lesen, noch verstehen können. Hilflos verlassen stehen wir am Strassenrand und versuchen ein Taxi zu ergattern. Vergeblich. Trotzdem fühlen wir uns hier zu Hause: Dank unseren Freunden, die uns die Türen zu ihrem Zuhause öffnen, uns bekochen und wir gemeinsam mit ihnen und ihren Eltern über dieselben Dinge lachen, obwohl wir gegenseitig die Sprache nicht verstehen.
Teils anfangs geplant, teils unverhofft irgendwo gelandet – für uns war es die perfekte Route.
Was wir ein anderes Mal anders machen würden
Es gibt nicht viel, was wir beim nächsten Mal anders machen würden. Wir sind nicht extrem langsam, aber definitiv auch nicht schnell gereist. Auf einer früheren Reise haben wir ein Paar getroffen, welches einen wunderschönen Fleck dieser Welt kaum geniessen konnte, weil sie schon 5 Monate unterwegs waren und die Heimreise bald anstand. Sie seien zu schnell, zu viel gereist. Vor dieser Aussage respektive vor diesem Moment haben wir beide Respekt gehabt, aber das ist uns definitiv nicht passiert. Vielleicht gerade auch ihretwegen, haben wir uns bewusst immer wieder irgendwo Zeit genommen. An einigen Orten hätten wir vielleicht noch mehr machen können. Gleichzeitig haben wir aber auch nirgendwo einen FOMO-Effekt (Fear-of-missing-out; Angst etwas zu verpassen) gehabt. Es hat einfach alles gepasst.
Eine Sache, die wir doch anders handhaben würden, ist die Kombination aus Tagebuch, Blog und Social Media. Das Tagebuch wurde auf einer privaten Unterseite von Wunderberry veröffentlicht und diente hauptsächlich als Erinnerung für uns und für die Daheimgebliebenen. Daneben haben wir unseren Instagram-Account gepflegt und Blogeinträge geschrieben. Der Reise-Bericht zu Chile beinhaltet eben mal 18 Word-Seiten und ein paar Dutzende Bilder. Des Weiteren galt es noch die (Tages)-Planung fürs Reisen zu übernehmen. Das war manchmal etwas gar viel und wir würden das bei einem weiteren Mal definitiv anders machen. Wie wissen wir aber noch nicht.
Der Blog zu Panama und auch Peru haben den Weg ebenfalls schon ins WWW gefunden.
Was wir auf unserer Reise gelernt haben
Neben tollen neuen Rezepten, neuen Früchten und etwas mehr Spanisch?
Das Abschiednehmen: Am Ende jeder Reise verspüre ich tiefstes Regenwetter – wobei ich Regen eigentlich mag und es eher als Windwetter bezeichnen müsste. Mittlerweile habe ich gemerkt, dass es nicht per se um das Ende der Reise geht, sondern ich schrecklich schlecht bin im Abschied nehmen. Ich fühle mich an jedem Ort, an dem ich neue Erinnerungen habe, neue Momente erlebe und neue Dinge erlerne, sofort zu Hause.
Sogar in Peru, als wir dort festsassen und es also langsam wirklich an der Zeit weiterzureisen war, setzte sich bei mir (und bei uns) das Abschiedsgefühl ein.
Aber wie sagt man so schön? “How beautiful it is to have something that makes saying Goodbye so hard”.
Übers Smartphone: Ein funktionierendes Smartphone ist eine flotte Sache. Mein Gerät hat aber den Sand geküsst und auch der ultimative Tipp vom Internet das Gerät “in Reis einzulegen” hat nicht mehr funktioniert. Dank der 2-Schritt-Verifizierung von diversen Anbietern, konnte ich auf kein Konto und kein Kreditkartenkonto mehr zugreifen.
In der Not wurden wir “erfinderisch”. Die meisten Smartphones haben heute zwei Simkarten-Slots. Ich konnte daher meine Sim-Karte in Stefans Telefon hineinlegen. Zeitgleich kann man mit Android ein zweites Profil anlegen und wir konnten zwischen Profil “Stefan” und “Andrea” hin und her wechseln und ich hatte meine Apps und er seine. Der einzige Nachteil war, dass er sein Smartphone mit mir teilen musste 😃. Aber es verschaffte mir auch eine digitale Detox-Pause, was mir durchaus auch ganz gut getan hat.
Ein paar weitere Aha-Momente wollen wir euch nicht vorenthalten. Wer mehr über die Aha-Momente wissen will, sollte sich das Buch „Das Café am Rande der Welt und „Wiedersehen im Café am Rande der Welt“ und alle anderen Fortsetzungen lesen.
- Zeit zu haben, ist Luxus pur und das Highlight unserer Reise
- jeden Tag machen zu dürfen, worauf man Lust hat, ist ein Privileg erster Güte
- einem Fremden ein schönes Leben wünschen, ist einfach wunderbar und sollten wir selber des Öfteren tun
- Neugier, Mut und Anstrengung ergeben meist einen tollen Tag
- Manche kurze Begegnungen können sich zu wunderbaren Freundschaften entwickeln
- Einheimische sollten für ihr Umwelt-Verhalten nie “beschimpft” werden. Man steht ziemlich im Glashaus, wenn man selbst um die halbe Welt fliegt, um zu ihrer Heimat hinzugelangen.
- Wir sind die Generation, die weiss, dass das Reisen furchtbar schlecht für unsere Umwelt ist und es dennoch tun. Vielleicht sind wir die letzte Generation, die das so noch tun kann.
- Spaghetti Pesto ist das beste Essen, dass man sich kaufen kann und unterwegs nicht kaputtgeht oder verdirbt. Pesto muss nicht erhitzt werden. Hat man das Glück und es gibt tatsächlich in einer Unterkunft einmal eine zweite Pfanne, so spart man sich diese lieber fürs Gemüse auf
- Nachtrag: Wir zerren nicht so lange von der Reise, wie wir es uns erhofft haben. Der Alltag hat einen sehr schnell wieder. Trotzdem denken wir sehr oft daran und haben Freude an den neu erworbenen Rezepten und am Kokos-Ananastsaft Likör und dem Vanille-Likör.
Weiter habe ich ein Buch gelesen, welches sich komplett mit Farben befasst. Wir im westlichen Raum benutzen dazu häufig den Farbkreis mit Komplementärfarben und den entsprechenden Tönungen oder Schattierungen. In ebenjenem Buch beschreibt Wada Sanzo, wie er Farben als Klang wahrnimmt. Im ersten Moment wirken diese völlig abstrus. Auf den zweiten Blick jedoch, sind es wunderschöne Farbkombinationen. Durch Lichteinflüsse und weiteren Farben schafft er aus einem einfachen Dunkelblau eine Vielzahl davon. Das Buch ist leider nur auf japanische Sprache vorhanden, aber dank moderner Technologie ist das nicht weiter schlimm.
Über unsere Unterkünfte
Wir haben einen Mix aus Air B’n’B, Hotels, Hostels und Pensionen gebucht – grösstenteils über die bekannten Buchungsplattformen. Nur im Süden von Chile, auf der Carretera Austral, haben wir einige Male ein Zimmer über WhatsApp gebucht.
Der Autor “Philippe Laage” schreibt in seinem Buch “Vom Glück zu Reisen” auch über die Unterkünfte. Er stellt die These auf, dass je besser der Tag gewesen ist, desto schlechter darf die Unterkunft sein. Das können wir so unterstützen, mit ein paar Ausnahmen oder besser gesagt bei ein paar Bedingungen:
Ganz am Anfang unserer Reise, in der ersten Woche, wollten wir es ruhig angehen lassen. Ein grosses Hotelzimmer, bequeme Liegestühle am Pool und einem grossen Frühstücksbuffet war etwas vom besseren, was wir unserem Gemüt zu diesem Zeitpunkt leisten konnten. Des Weiteren war die Internetverbindung äusserst gut, und Panama und die nächste Weiterreise liess sich dort gut buchen.
- Eine Erkrankung lässt sich zudem immer besser im 4 – oder 5-Sterne Hotel ausharren.
- Die Handwäsche lässt sich ebenfalls im geräumigen Zimmer besser erledigen. Bilderrähme, Lampenschirme, Stühle und Kleiderhaken funktionieren das Zimmer in eine solide Wäscherei um.
Und ja klar, wenn der Tag grossartig war, dann tun es einfache und rudimentäre Unterkünfte wirklich gut. Nur die Internetverbindung sollte funktionieren, vor allem dann, wenn nicht alles vorgeplant ist. Sonst führt das zu mühsamen, langen Nächten, was manchmal etwas aufreibend wirken kann. Und die Ameisenstrasse, die durchs Bad verläuft, stört abends meist weniger als früh morgens.
Die wirklich grosse Ausnahme bilden abgeschiedene Pazifikinseln. Wer Nicht-Taucher ist, so wie wir es sind, dem legen wir wirklich immer und überall eine Unterkunft am Meer ans Herzen. Diese kosten immer mehr, aber ein ganzes Inselgefühl kann dadurch kaputt gehen.
Über was wir vermisst haben
Auch im Paradies entwickelt man Sehnsüchte. Obwohl wir uns überhaupt nie gelangweilt haben, so haben wir uns doch am 3. Tag auf den San Blas Inseln uns unsere Familie oder Freunde herbei gewünscht, um ein Brandy Dog zu spielen oder hatten das Bedürfnis ihnen dieses Paradies hier zu zeigen.
Stefan vermisste am meisten unser Badezimmer und unsere Küche. Ich habe mich am meisten auf anständiges WC-Papier gefreut ☺.
Was auf unserer Reise nicht fehlen darf
- Schnur (eine kürzere und eine längere). Perfekt um die Unterwasserkamera ans Handgelenk zu schnüren, einen fehlenden Schnürsenkel zu ersetzen oder um Wäsche anzuhängen
- Klebeband, welches man von Hand abtrennen kann, um bsp. die Kekse vor der Ameisenstrasse zu bewahren
- Notizpapier und Stift. Um die Adresse in den Rucksack zu legen, um Formulare im Flugzeug auszufüllen, um ein Dankesschreiben im schönen Air B’n’B zu hinterlassen
- Kompressionssäcke. Unsere ganzen Kleider befanden sich sortiert in den Säcken. Mit der Zeit wusste man perfekt, wo lange Kleider, wo Hosen und wo sich die Strandbekleidung befindet. Ein weiterer (zu Beginn leerer) Kompressionssack ist sinnvoll, denn es gibt Kleidung, die vielleicht gerade nicht mehr getragen werden kann, aber noch zu sauber für die Schmutzwäsche ist. Das will man dann trotzdem nicht mehr zur sauberen Kleidung legen
- Zwiebelprinzip und das Daunengilet, wappnet vor fast jeder Kälte.
Über Corona und das Reisen
Obwohl Corona in der Schweiz derzeit kein Thema mehr ist (nur an das Händeschütteln kann ich mich wirklich noch nicht gewöhnen), in der Welt ist die Pandemie noch nicht vorbei.
Wir hatten sicherlich mehr Umprang wegen der Pandemie. Dafür trafen wir im Januar und Februar noch auf deutlich weniger Leute. Im März vernahmen wir dann einen deutlichen Zuwachs von anderen Reisenden.
In Peru Ende Februar hat es uns dann auch erwischt. Obwohl es uns recht gut ging, schockte mich das positive Resultat doch mehr, als ich es je gedacht hätte.
Da waren plötzlich wieder alle Erinnerungen da – von damals – am Ende meiner Teenie-Jahre. An das Epstein-Barr-Virus – auch bekannt als pfeifferisches Drüsenfieber. Die Erinnerung an die 6 Wochen, an denen ich nicht mehr arbeiten konnte, davon 1 Woche im Krankenhaus mit vergrösserten inneren Organen lag, und die elende Müdigkeit, die mich fast noch 2 Jahr begleitete. Daraus resultierend, verlor ich fast alle meine damaligen Freunde, weil ich schlicht und einfach zu müde war, überhaupt noch die Briger Altstadt unsicher zu machen. Erinnerungen poppten auf an meine “nette” Berufsbildnerin, die behauptete, dass sie diese “Erkältung” auch gehabt hatte und trotzdem noch an einem nationalen Wettbewerb teilnahm. Damals wie heute gleichen sich die Aussagen: “Es ist ja nur eine Grippe”.
Obwohl es mir körperlich gut ging, so drehten sich die Gedanken in meinem Kopf für 1-2 Tage. Zu gross der Respekt, im Nachgang wieder so Symptome zu haben, die man nur schwer einordnen kann.
Kleiner Exkurs zum Pfeifferischen Drüsenfieber: Heute 20 Jahre später, ist man etwas schlauer über das EB-Virus und weiss, dass dieser häufig ein Auslöser für MS- und Tumorerkrankungen sein kann. Auch ist das Virus ein Auslöser für die kaum erforschte ME/CFS-Krankheit. Aktuell geht man davon aus, dass rund 17 Millionen an der Krankheit leiden. Nur eine Impfung, die gibt es bis heute nicht. Weitere Forschungen zeigen auf, dass auch SARS ähnliche Long-Virus-Ergebnisse aufzeigt.
Ich bin also unendlich dankbar, hat uns das Corona-Virus nicht gröber erwischt. Ihr könnt sicherlich verstehen, dass ich nach Erfahrungen mit einem Virus und ja auch nach einer gröberen Lungenentzündung keine Lust auf keines der beiden Dinge und schon gar nicht in Kombination hatte.
Von allen möglichen Orten, hätten wir nicht gedacht, dass es uns in Peru erwischen würde. Dort herrschte meistens Doppelmaske oder KN95 / FFP2-Pflicht und im Machu Picchu-Zug hatten wir gar noch eine Scheibe vor dem Kopf. Weitere hiess es kein Zutritt für Ungeimpfte in Supermärkten und und und. Aber bei der Gastfamilie beim Titicacasee konnten wir während dem Nachtessen, leider wirklich nicht die Maske anbehalten – trotz des bitteren Hustens unserer Gastmutter Lina.
Es ging aber alles gut und wir verpassten lediglich unseren Hinflug nach Chile und verweilten einige Tage im Hotel. All die gespenstischen Gedanken trafen zum Glück nicht ein. Der einzige Trost für ME/CFS-Erkrankte und weiteren EB-Patienten ist, dass Long-Covid vergleichbare Resultate aufzeigt und den Betroffenen vielleicht so geholfen werden kann. Und vielleicht wird endlich an einer Impfung gearbeitet.
Ein weiterer Dank gilt sicherlich auch unserer TCS-Versicherung. Pragmatisch, einfach, unkompliziert. Ihr seid unsere persönlichen Helden. Und ihr wisst schon: Wer anderen eine schlechte Versicherung wünscht, der soll sie auf die Allianz hinweisen.
Neben weiteren Tests und Formular-Ausfüllungen für die jeweiligen Flügen, lief aber alles glatt. Sogar Stefans dritter (und immer noch positiver) Test am Flughafen bereitete keine Probleme.
Über was uns glücklich machte
Jeden Tag, das zu tun und zu machen, worauf man gerade Lust hat. Das Gemüt dankt es dir mit einer gewaltigen Energie. Mehr braucht es nicht.
Okay fast. Die unglaublichen hilfsbereiten Menschen, die wir überall angetroffen haben, hat unsere Reise noch besser gemacht. Besonders in Chile, Polynesien und in Seoul wurde uns immer unaufgefordert geholfen. In Chile, als ein einheimischer Bus neben uns anhielt und drei Männer Stefan einfach zur Hilfe eilten und sie gemeinsam das Rad wechselten. In Polynesien, wo uns Fremde ein schönes Leben wünschten oder in Seoul, wo sie uns halfen via Kakao-App ein Taxi zu bestellen und uns Limonade und obendrauf das Nachtessen schenken wollten. Mit ganz wenig kann man jemand schon ziemlich glücklich machen. Wir sollten das des Öfteren tun.
Und dass das schöne Polynesien, das gesamte Supermarktangebot aus Amerika, Australien / Neuseeland und Paris hat. Wahnsinn. Das Paradies mit Gourmet Brie, Baguette und Rotwein. Dieses Polynesien – das bleibt wohl meine Lieblingsecke in der Welt.
Und wir haben Freunde besucht – in San Francisco und in Seoul. Jede Stadt ist noch tausendmal toller, wenn sie von einem Einheimischen vorgestellt wird. Man lernt völlig neue Aspekte, obwohl es schon mein viertes Mal in San Francisco und mein drittes Mal in Seoul war. Und neue Freunde konnten wir auch dieses Mal gewinnen. Mal schauen, ob wir in wenigen Jahren einmal in Brasilien vorbeigucken.
Was uns noch glücklich machte? Das nebenbei unser Tagebuch regelmässig meinen Grosseltern vorgelesen worden ist, fand ich übrigens grossartig. Mein Grosspapa meinte neulich, dass es ein bisschen wie mitreisen sei. Und sie haben Glück. Soweit ich weiss sind sie noch irgendwo mittendrin und bekommen noch ein paar Tage zu hören 😀.
Ein neuer Tag, um einem Fremden ein schönes Leben zu wünschen. Ein neuer Tag, um ein neues Rezept auszuprobieren. Ein neuer Tag, um im Regen nach Hause zu spazieren. Ein neuer Tag, um sich ins Wasser zu stürzen und Fisch und Hai zu bestaunen. Ein neuer Tag, um mit der Frau an der Theke über den feinen französischen Käse zu philosophieren. Ein neuer Tag, um etwas Neues zu lernen. Ein neuer Tag, um Mut zu haben und etwas zu wagen. Ein neuer Tag, um einen Berg zu besteigen. Ein neuer Tag, um einen neuen Menschen kennenzulernen. Ein neuer Tag, ein neuer Tag. Ein neuer…. 💙.
Es war unglaublich, diese Zeit zu haben, all die schönen Dinge und Menschen zu sehen. Früh aufzustehen, früh zu Bett zu gehen und Zeit für einander zu haben. Und eines ist schon klar: Es wird nicht unsere letzte grosse Reise werden. Vielleicht werden wir beim nächsten Mal wieder eine solche Reise machen, vielleicht aber mieten wir uns irgendwo ein Air B’n’B und verfolgen private Projekte, vielleicht wird es aber auch ganz etwas anderes sein. Das sicherlich nicht heute, nicht morgen und auch nicht übermorgen. Aber irgendwann. Es hat uns beiden wahnsinnig gutgetan und es waren die besten 117 aufeinanderfolgenden Tagen überhaupt.