Blog posts

Reisetagebuch Tag 28: Überhastetes Hasta luego

Reisetagebuch Tag 28: Überhastetes Hasta luego

Reisetagebuch Südamerika

Gottlob haben wir vergangene Nacht besser geschlafen. Es war keine Disco-Musik mehr. Auch fühlten wir pure Erleichterung, dass das andere Päärchen, voller Hoffnung strotzte. Wir machten noch etwas gemütlich und beschlossen erstmal eine Nacht zu verlängern.

Punkt 8 Uhr rief ich der Botschaft an. Es klappte gleich auf Anhieb. Eine spanisch-sprechende Person nahm ab. Mist – ich hatte doch Deutsch gedrückt. Ich weiss nicht wie, aber ich habe 3 lange gerade Sätze auf Spanisch herausgebracht. Leider waren keine deutschsprechenden Mitarbeiter frei. Kurz später fanden wir aber heraus, dass wir ja Englisch sprechen können 😄.

Der nette Mensch teilte uns mit, dass wir in Medellin bleiben sollen. Vielleicht gar für eine Woche. Wir sollen unsere Boardingkarte nach Kolumbien printen, so dass wir beweisen können, dass wir schon einige Tage im Land sind. Er hat erste Mitteilungen vernommen, dass Ausländer ab sofort geprüft werden und falls sie nicht mindestens seit dem 3. März im Land sind – in Quarantäne gesteckt werden. Ok – also so gut tönt das auch nicht mehr.

Erstmal frühstücken. Wir konnten im Hotel frühstücken und genossen das feine Avocabrötchen mit Spiegelei sowie die Schoko-Bananenpancakes für Stefan. Mittlerweile spitzte sich die Situation leider wieder zu. Wir trafen auf ein französisches Päärchen, dass noch heute panisch Kolumbien verlassen wollte. „Es wird verrückt hier – wir müssen weg“. Etwas später hört Stefan irgendwo Schweizerdeutsch. 2 Mädels waren ebenfalls ratlos, ob sie nun zurückgehen sollten. Hoch ins Zimmer, besorgniserregende SMS unserer Eltern und dann noch die Pressekonferenz des Bundes. „Wir raten alle Schweizer Bürgerinnen und Bürger sofort ihre Rückreise anzutreten“. Bääääm!

Mist. Verdammt (Entschuldigung für die Ausdrucksweise, aber das kann man nicht schöner beschreiben). Puta mierda. Ohne gross nachzudenken, haben wir die gängigsten Bookingplattformen aufgerufen und versucht einen Flug zu buchen. „Leider ist das Ticket nun vergriffen“. Egal was wir versuchten – das Ticket war weg. Die Tickets für 500 CHF selbstverständlich waren sofort weg. Zwischenzeitlich zeigte es Tickets für CHF 20’000.- an. Was zur Hölle. Bogota – Barcelona, Bogota – Zürich, Paris, Amsterdam, Rotterdam und auch London. Kreuz und quer versuchten wir zig-Verbindungen heraus. Schlussendlich fand Stefan ein halbwegs schlauer Flug nach Paris. Via Madrid. Puta mierda. Okay. Wir müssen buchen. Gesagt getan. Nun mussten wir noch einen Flug von Medellin nach Bogota buchen. Stefan erhielt Fehlermeldungen beim Bezahlen. Bei mir klappte es dann beim 3. Versuch. Loco Colombia. Gottlob.

Zwischenzeitlich haben wir noch unseren Check-Out um eine Stunde verschieben können und die zusätzliche Nacht storniert. In 45 Minuten hatten wir die Flüge gebucht, gepackt, ausgecheckt und gingen in unsere Lieblingsbeiz. Unsere Lieblingssoda. Und erst jetzt realisierte ich so langsam. Säichblätz, wir müssen wirklich nach Hause. Nein ich bin noch nicht soweit. Da freut man sich über anderthalb Jahre auf diesen Trip (zuerst ohne Stefan, dann mit Stefan 😄) und dann sowas. Ab da stand ich wohl für fast 2 Tage unter Schock. Ich kann nicht gut mit Enttäuschungen umgehen. Und vor allem nicht bei meinem Lieblingshobby. Gerade kamen wir an. Sprechen tun wir natürlich noch ziemlich abgehackt, aber doch haben wir uns an die Sprache, das Essen, das Reiseleben gewöhnt. Und jetzt war alles aus. Zwischen Wut und Tränen, starrte ich irgendwo ins Leere. Das ist einfach unfair. Ich hätte kotzen können – wortwörtlich (Entschuldigung auch für diese Ausdrucksweise, aber so war es). Schon seit 2 Tagen spielte mein Magen verrückt. Ich fasste mich wieder etwas und so genossen wir noch einen letzten Pina Colada. Auf unsere Reise. Auf Kolumbien. Auf uns und die absolut tolle Zeit, die wir hier hatten. Wir kommen wieder. Wir werden diese Reise eines Tages noch so abschliessen, wie es geplant war. Puta mierda 😔.

Mit dem Taxi gings zum Flughafen Medellin. „wie in einem schlechten Film“, meinte der Taximensch.

Am Flughafen: Viele Maskenmenschen. Das ist doch alles gar nicht wahr. Irgendwie war alles normal und irgendwie auch nicht. Wir sollen also in die schöne Schweiz zurückreisen, wo derzeit alles geschlossen ist und uns dann einsperren? Das sind ja Aussichten. Ich immer noch in Trance, trottete mehrheitlich nur Stefan nach.

So stehen wir in Medellin herum. Lesen und warten. Natürlich hat der Flug Verspätung. Nicht eine, nicht zwei – nein fast drei Stunden. Bogota hat ein grosses Verkehrsaufkommen, und daher gibt’s grosse Verspätungen. Jetzt wird es langsam knapp unseren europäischen Flug zu bekommen. Ich spreche mit dem Gate-Mann. Er lässt Priority Schilder an unser Gepäck anbringen, so dass wir in Bogota schnellstens unser Gepäck holen können – und wieder aufgeben können. Für Madrid und Paris. Zudem ist entweder unser Flugzeug oder das nächste nebendran, das nächste Flieger nach Bogota. Falls das nebendran schneller abfliegen könnte, bucht er uns noch um. Es bleibt wie gehabt und er gibt uns noch Economy Plus Sitze, damit wir schneller das Flugzeug verlassen können. Avianca – Danke für diesen grossartigen Service.

Es klappt dann alles gut und wir fliegen nach Bogota. Wir gehen rasch, aber ohne zu Rennen unser Gepäck holen. Noch mehr Maskenmenschen. Wir bringen unser Gepäck und laufen rasch möglichst zu unserem Gate. Die warten wohl nur noch auf uns. Tatsächlich ist das Flugzeug schon voll. Bis auf den letzten Platz ist das Flugzeug gefüllt. Wenn jemand hustet, fällt das noch gleich mehr auf. Corona-Meeting-Point ahoi. Wir hören russisch, schwedisch, spanisch, französisch, deutsch… Jeder will nur noch heim – respektive muss heim. Wir sind uns wohl alle bewusst, dass „Daheim“ nicht besser wird. Kein Home-Sweet-Home. Auf uns wird wohl Quarantäne warten. Home-Sour-Home. 

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert