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Reise-Tipps Französisch Guyana: Frankreichs wilder Hinterhof

Reise-Tipps Französisch Guyana: Frankreichs wilder Hinterhof

Französisch Guyana

Wir hatten keine Erwartungen. Null. Vielleicht war das die beste Ausgangslage positiv überrascht zu werden? Aber beginnen wir von vorne:

Einreise Französisch Guyana

Wer sich erhofft einen neuen Stempel in den Pass zu bekommen, der wird wohl etwas enttäuscht werden. Französisch Guyana gehört zu Frankreich. Somit ist man faktisch nach knapp 9 Stunden Flug immer noch in der EU und ja irgendwie immer noch in Frankreich. Die Währung ist der Euro und auch sonst symbolisieren die Flaggen, dass wir noch in Europa sind.

Unser Guide – bzw. 2 Guides holen uns ab. Immer schön das wartende Schild am Flughafen sichten. Und just schon geht es nach Cayenne. John – der Gastguide – erzählt uns schon einiges über die Stadt.

Sehenswürdigkeiten Französisch Guyana

„Was machst du nun wieder in Französisch Guyana“? Ich kann nicht abstreiten, dass mich fremde Länder, wo nicht der Otto-und-Heidi-Normalbürger hinreisen, reizen. Klar, das andere ist ja auch schön, aber solange man noch jung ist, der Cortisol-Spiegel relativ tief und der Dopamin-Spiegel erhöht ist, muss man die Gunst der Stunde nutzen und auch das grüne unbekannte Nichts besuchen. Schön macht der Monsieur da mit. Zeitgleich nimmt mich Wunder, wie es ist Europa drüben in Südamerika anzutreffen.

Zu den Sehenswürdigkeiten. Man spürt, dass der Tourismus erst am Aufblühen ist und vieles noch gar nicht erschlossen ist

Cayenne – die Hauptstadt

Wer mich immer schon mal dahin schicken wollte, wo der Pfeffer wächst; es ist also schön hier. Cayenne ist eine sehr übersichtliche und kleine Stadt. Im Stadtkern befindet sich la place, das berühmteste Touristenrestaurant und ein paar Foodtrucks, die wirklich sehr gutes Essen anbieten (Wir empfehlen „Super Matrasa“ oder „Taco“). Ebenso gibt es einen kleinen unübersehbaren Hügel, auf dem man eine hübsche Aussicht auf die Stadt hat. Wer zum Meer hingehen möchte, dem raten wir am Abend hinzugehen. Ansonsten guckt ihr auf grosse Ebbe, wie es wir gemacht haben. Das Wasser ist zudem überaus Braun, was der braunen Suppe vom Amazonas-Fluss geschuldet ist. Nur einmal erklärt der Guide auf einer Brücke, dass wir da drüben nicht hinlaufen sollen. Das Viertel wird von irgendwelchen Baronen kontrolliert und es würde keine 10 Minuten dauern, bis wir überfallen werden würden. Gesagt getan. Wir ignorierten das Viertel grosszügig, konnten uns ansonsten frei in der Stadt herum laufen und fühlten uns keine Sekunde unsicher – auch nicht voll ausgestattet mit Kamera, Objektiven und einem Batzen Geld.

Strasse in Französisch Guyana
Aussicht auf Cayenne
Abendessen in Cayenne
Graffiti in Französisch Guyana
Frau steht vor Ebbe

Die Inseln – „Devil Island, Royal und Saint Joseph“

Zuerst geht es mit einem Katamaran auf hohe See. Ich wurde nicht seekrank, obwohl es doch kurz vor Anker werfen ganz schön holprig wurde. 

Hier kommt mit Blick auf die Inseln Pirate of Carribean Feeling auf. Keine schönen Sandstrände, aber wunderbare Palmeninseln mit einem wunderschönen Rundherum-Spaziergangweg. Überall liegen Kokosnüsse, die nur darauf warten, geöffnet, getrunken und gegessen zu werden. 
Wäre da nicht die traurige Geschichte. Alle schlechten Menschen von Frankreich wurden auf diese Inseln (und weiteren Camps in Französisch Guyana) verfrachtet. 4 Stunden am Tag – von 18.00 – 22.00 Uhr waren sie frei. Ansonsten mussten sie hart arbeiten oder waren am Fuss gefesselt. Von den stehenden Zellen oder den dunkeln Zellen rede ich schon gar nicht. Es hat schon seine Richtigkeit gibt es sowas wie Menschenrechte heutzutage. So düster es tönt, so richtig wild und schön sehen die Gefängnis-Ruinen heute aus. Der Dschungel kämpft sich zurück. Nachdem wir die Insel Royal besucht haben, haben wir noch die Insel Saint Joseph erkundet. Es lohnt sich wirklich beide Inseln zu besuchen und sich ein wenig mit der dortigen Geschichte zu befassen. Die Teufelsinsel kann allerdings nicht besucht werden.

Gefängnis Ruine auf Französisch Guyana
Strand Sankt Joseph Insel
verwildertes Gefängnis in Französisch Guyana

Weltraumbahnhof der ESA in Kourou

So nahe waren wir dem Mond noch nie –und werden es wohl nie mehr sein. Wir haben den Weltraumbahnhof besucht. Es ist unglaublich interessant zu hören, was alles passiert, inklusive Countdown bis der Launch dann endlich passiert.
Wir sehen uns die verschiedenen Raketenpoints an. Eigentlich wäre es schon toll beim Launch vor Ort zu sein. Viele Orte wie der Besuch des Weltraumbahnhofs oder die Teufelsinseln können dann je nachdem mehrere Tage nicht besucht werden. So oder so: Der Besuch des europäischen Weltraumbahnhofes gehört einfach dazu.
Wen das Thema so gar nicht interessiert, der soll sich wenigstens daneben den hübschen Strand anschauen gehen 😀.

ESA Weltraumbahnhof
Kontrollraum Weltraumstation in Kourou

Essen in Französisch Guyana

Zugegebenermassen hab ich mich auf furchtbares Essen während Südamerika eingestellt. Zu frisch (und es sind nahezu 10 Jahre) sind die Erinnerungen an meine erste südamerikanische Reise. Nicht so in Französisch Guyana: Baguette, Evian, Brie und Camembert gespickt mit tropischen Früchten gibt’s beispielsweise zum Frühstück. Schon toll, französische Küche zu verspeisen, während hintendran der Regenwald nur darauf wartet, entdeckt zu werden.
Des Weiteren gilt es unbedingt das Gericht „Colombo“ auszuprobieren. Ein Curry, welches entweder aus Schwein, Chicken oder Fisch besteht. Auch hiesiger Fisch sollte verspeist werden, wie beispielsweise „le Mérou“ – der Zackenbarsch mit Kochbanane. Süss mit salzig vermag mich so oder so immer zu begeistern 😋.

Anekdoten aus Französisch Guyana

  • Natürlich vergingen keine 20 Minuten, beim Treffen mit dem Guide, als ich ihn fragte, wie es sich mit Anacondas und Kaimanen (Süsswasserkrokodilen) verhält. Wie soll man reagieren, wenn man so auf Viecher trifft? „Run“. Ok. Die McGyver Variante, den Kaiman am Schwanz zu packen, darauf werde ich (und wohl auch Stefan) ganz heldenlos verzichten.
  • Angekommen im Hotel, versteht es das Hotel Central seine Fauna in Szene zu setzen. Eine ausgestopfte „schwarze Witwe“ hängt im Bilderrahmen. Glen, unser Guide, vermochte es sich nicht zu nehmen, mich hin und wieder mit diesen Viechern oder noch schlimmer den Schlangen hochzuziehen. Jaja schon gut.
  • Die 500 frères sind eine brüderliche Gemeinschaft die gegen die französische Regierung protestieren. Einer ihrer Brüder wurde von einem Banditen erschossen. Die Gefahr ist da – doch die französische Regierung / Polizei tut noch zu wenig. So geschah es, dass ganz typisch französisch 4 Monate in Französisch Guyana gestreikt worden ist. Der Hauptmann ist übrigens ganz weiss gekleidet, während seine „Brüder“ allesamt in schwarz und teilweise vermummt herumlaufen. Wir haben sie zu Gesicht bekommen, getrauten uns aber keine Fotos zu machen. Generell sind sie friedlich und setzen sich für ein sicheres Französisch Guyana ein.
  • Übrigens sprach unser Guide Glen mehr als 6 Sprachen: Französisch, Créolisch, Holländisch, Englisch, Sarramacca und Ndyuka und wahrscheinlich sonst noch irgendetwas afrikanisches. Unglaublich. Diesem Mann gebührt unser Respekt.

Wir wurden so dermassen positiv überrascht. Der Tourismus steht sicherlich noch in den Startlöchern und wir sind uns sicher, dass es hier noch einiges zu entdecken geben würde, was bis heute schlicht und einfach noch nicht erschlossen ist. Den Dschungel haben wir komplett ausgelassen, da wir dies schon in den Nachbarsländern auf dem Plan haben. Auch wenn Dschungel nicht gleich Dschungel ist, so darf nicht vergessen werden, dass alles mal ein Gebiet war. Von Saint-Laurent-du-Maroni ging es dann direkt mit der 10-Minuten-Fähre (Kanu) nach Suriname. Der Blogpost zu Suriname folgt bald.

Palmeninsel Insel Saint Joseph
Fähre Kanu von Französisch Guyana nach Suriname
Leute auf dem Katamaran

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