Meine Erfahrungen mit Essen im Zug war bis jetzt eher durchzogen. Das es auch anders geht beweist die Matterhorn Gotthard Bahn. Mit ihrer Gourmetfahrt Wine and Dine kommen sowohl Bahnfans als auch Freunde des guten Essens auf ihre Kosten. Und wie der Name schon sagt gibt es auch etwas feines zu Trinken, man ist ja schliesslich im Wallis.
Los geht es in Brig. Hier steht unser Sonderzug bereit, zusammengesetzt aus vier Panoramawagen des bekannten Glacier Express. Die Panoramawagen bieten einen wunderbaren Ausblick auf die schöne Landschaft und lassen gleichzeitig viel Licht rein. Die 4er-Tische sind schön aufgedeckt; man wähnt sich wie in einem richtigen Restaurant.
Kulinarische Höhenflüge im Speisewagen
Punkt 11:10 Uhr geht die Fahrt Richtung Goms via Andermatt nach Disentis los. Kurz nach der Abfahrt beginnt das Menu mit einem Lachs-Mousse als kleinen Amuse-Bouche. Mit der ersten Vorspeise kommt schon mein persönliches Highlight: Ein Crevettencocktail mit Spargeln, eine überraschend sehr gute Kombination. Dazu gibt es einen Bärlauch-Shot. Die war schlicht ein Traum, ich hätte einen ganzen Topf davon trinken können! Als zweite Vorspeise wurden “Pulled-Pork-Kugel” auf Kurkuma-Risotto gereicht. Ebenfalls sehr genüsslich.
Derweil zieht die Landschaft vom Obergoms an uns vorbei und wir gelangen durch den Furka-Basistunnel in den Kanton Uri. In Andermatt bestaunen wir das stetig wachsende Feriendorf und die zahlreichen Skifahrer, welche den schönen Wintertag geniessen. Der landschaftliche Höhepunkt ist sicher der tief-verschneite Oberalppass. Während unser Zug gemütlich durch die meterhohen Schneemassen fährt, wird der Hauptgang serviert. Zweierlei Fleisch wird begleitet von Frühlingsgemüse und verschiedenen Kartoffelsorten. Und wer danach noch Hunger hat bekam sogar noch Nachschlag. Das ist Service!
Dorfführung und Bündner Nusstorte in Disentis
In Disentis haben wir einen längeren Aufenthalt von etwa eineinhalb Stunden. Nach dem ganzen Essen eine willkommene Abwechslung. Und damit uns nicht langweilig wird, konnten wir an einer Dorfführung teilnehmen. Unsere Führerin war zwar engagiert, aber auch etwas unstrukturiert. So haben wir uns kurz vor dem Kloster aus der Gruppe ausgeklinkt und sind stattdessen auf die Suche nach einer Bündner Nusstorte gegangen. Wenn man schon im Graubünden ist, muss man schliesslich auch etwas Feines nach Hause mitbringen.
Danach geht die Fahrt auf der gleichen Strecke zurück nach Brig. Kulinarisch beginnen wir mit einem kleinen Käseteller mit Apfelsalat. Danach schliessen wir unser Gourmetmenu mit einem süssen Dessert ab: eine feine Zitronentorte mit einem wunderbaren Halbgefrorenen aus Rhabarber.
Edle Weine aus der Kellerei Fernand Cina
Begleitet wurde das ganze Menu mit Weinen aus der Kellerei Fernand Cina aus Salgesch. Zu jedem Gang gab es einen anderen Tropfen, abgestimmt auf das servierte Gericht. Zudem war der Besitzer der Kellerei, Manfred Cina, vor Ort und hat jeweils ein paar Worte zu Herkunft und Charakter der kredenzten Weine erzählt. Bekanntlich kann ich mir selbst nicht viel aus Wein machen. Meine Mitreisenden waren aber voll des Lobes und haben sogar gleich eine Kiste des einheimischen Petite Arvine bestellt.
Etwas nach 18:00 Uhr waren wir gut genährt und mit vielen Eindrücken zurück in Brig. Eigentlich waren wir nicht in einem Speisewagen, sondern in einem Restaurant mit wunderbarer Aussicht. So macht essen im Zug Spass und wir kommen gerne wieder!