Eine Welt, wie wir sie zuvor noch nie gesehen haben. Und jeden einzelnen Tag hast du, liebes Grönland, uns, mich, wieder überrascht. Wale, Seen, Meere, Vögel und Fluffy-Blumen. Von der einsamen Öde bis hin zu krachenden Eisberg-Dörfer. Und die überaus freundlichen Erdenbürger erst. Eine Hymne an Eiswürfel- und je weiter nördlicher an Eisberghausen.
Programm Grönland | Was tut man in Grönland?
Das fragten uns Freunde und Einheimische gleichermassen. Wandern, schlafen, essen, laufen, schifffahren, Walbeobachten, entspannen, relaxen und geniessen. Abwechselnd. Wiederholend. Abschliessend. Hier kann man sich nicht sattsehen.
Wifi gibt’s nicht immer und wenn dann ist es sehr teuer. Man hat also endlich wieder Zeit das eine und andere Buch zu lesen, Tagebuch zu schreiben oder einfach mal zu sein. Aufs Meer starren, Wale sichten und wandern. Ich hatte ein wenig Seelenschmerz, weil ich meinen Arbeitgeber wechselte und ein tolles Team verliess. Und ich war mir nicht sicher, ob ich einige davon je wiedersehen würde. Und jetzt zwei Jahre später, tu ich das immer noch. Und einer davon, ist mittlerweile der Wundermonsieur ☺.
Reiseroute in Grönland | Mietauto, Boot oder doch Flugzeug
Mietauto war unser erster Gedanke. Ehm ja. Aber es gibt nahezu keine Strassen. Und wenn dann nur beim Ort selber. Nicht aber von Ort zu Ort. Also sind wir gelaufen, mit dem Schnellboot gefahren, mit einem grösseren Schiff oder dann mit der Fähre gefahren. Wir haben unsere Reise bei Greenlandtours gebucht. Wir können schon soviel dazu sagen: Es hat sich absolut gelohnt.
Zwischendrin fliegen, hätte man übrigens auch können. Wir wollten aber so viel wie möglich von Land und Wasser sehen und so haben wir das Fliegen ausgelassen. Wenn man aber bedenkt, dass wir 4 Tage auf der Fähre pro Tag nur 157 Schritte gemacht haben und nahezu durchgeschlafen haben, dann wäre der Flug vielleicht die bessere Variante gewesen ☺. Oder sagen wir so: Die Mischung aus Seekrank-Tabletten, Kater, Müdigkeit und Strätsch-Dasein hat das verursacht. Aber beginnen wir von vorne:
Narsarsuaq | Flughafen Grönland
Angekommen in Grönland, sind wir zugleich auch schon ins Hotel. Also respektive überqueren wir die Strasse zu Fuss und sind im Hotel. Das nenn ich mal ein Flughafenhotel ;-). Viel mehr hat der Ort dann aber auch nicht wirklich. Ausser dass wir unseren ersten Mini-Eisberg gesichtet haben. Und 3000 Fotos davon gemacht haben. Immerhin grösser als ein Eiswürfel aus der Tiefkühltruhe war er.
Itilleq – Igaliku | Wal essen in Grönland
Was haben wir diesen Ort geliebt. Wir kamen mit dem Boot an. Unsere grossen Rucksäcke konnten wir einfach beim Bootsteig lassen, denn diese wurden nämlich nachher mit einem lokalen Auto vor Ort transportiert. Und so liefen wir mit unserem kleinen Gepäck rund anderthalb Stunden zu unserer Unterkunft nach Igaliku ins Haus Nummer 6. Wir liefen noch ein wenig durchs Dorf. Weniger als 50 Einheimische wohnen hier. Ein wunderschöner Ort. Dort trafen wir zudem auch auf 2 Dänen, welche wir später wiedersehen würden. Und tatsächlich haben wir dort Wal probiert. Zum Essen. Wir haben mit Einheimischen und Touristen gegessen und es gab genau 1 Menü. Ich würde ansonsten nie Wal essen. Wirklich nicht. Dieser gehört aber zur essentiellen Ernährung in Grönland und nicht einfach – aus Spass. Schmecken tuts übrigens nach Siedfleisch. Und da liegen wir auf diesem grossen Stein, neben dem See in diesem kleinen Seelen-Dorf. Wir hören unsere Lieblingsplaylists durch. Meine Freunde, das ist das Leben.
Igaliku | Wander-Tipp Plateau
Etwas über 3 Stunden wandern wir von unserem Haus Nummer 6 hoch zum Plateau. Eine wunderschöne Wanderung, welche meistens flach verläuft. Nur am Schluss – hoch aufs Plateau – gibt’s ein leichter Anstieg. Oben angekommen, ist die Ansicht einfach phänomenal. Und die Eiswürfel sind mittlerweile auch grösser ☺. Wir fühlen uns wie Sam und Frodo, die so durchs Land streifen.
Narsaq | 1. August in Grönland feiern
Von unserem Häuschen Nummer 6 wandern wir zurück nach Itilleq. Von dort geht’s mit einem Schnellboot oder halben Schiff weiter nach Narsaq. Nicht mehr ganz so knuffig wie das rote Häuschen beziehen wir ein Hotelzimmer. Was machen zwei Weltenbummler als erstes? Richtig. Schlafen. So wie es sich halt gehört. Total zerstört wachen wir etwas später auf und feiern erstmal richtig 1. August. Mit Mikrowellenfondue und Bündner Birnenbrot. Wahre Schweizer wie wir es denn sind ☺. Danach erkunden wir die Stadt, die schon um einiges grösser ist als die anderen besuchten Örtchen. Sogar ein Supermarkt gibt’s. Und die Abendspaziergänge sind hier besonders schön. Am anderen Tag bewandern wir den Hausberg. Der Weg war nicht einfach zu finden, aber wir wollten einfach nach oben. Oben angekommen und nach einer nicht enden-wollender Fotosession, haben wir uns hingelegt und über 1 Stunde geschlafen, Schokolade gegessen und Musik gehört.
Nach zwei Tagen zieht es uns weiter. Weiter hoch in den Norden.
4 Tage auf der Fähre | Sarfaqittuk
Ja also. 157 Schritte. Am Tag. Gopf waren wir müde. Die Schifffahrt war wunderschön. Die Anlegestellen eher kurz und so liessen wir es bleiben. Ausser bei Nuuk. Immerhin hatten wir da rund eine sieben stündige Aufenthaltszeit.
Die schönste Landschaft konnte übrigens kurz vor Ilulissat bestaunt werden. Wir sind offiziell in Eisberghausen angekommen.
Nuuk | Hauptstadt von Grönland
Nun leider kann ich euch nicht viel über die Hauptstädt erzählen. Erstens sind wir am CityCenter erfolgreich vorbeigelaufen. Zweitens war das Wetter nicht unbedingt das Beste. Und Drittens (und einzig und alleine der wirklich wahre Grund), wir haben im Pub Bier getrunken. Stundenlang. Und Weisswein. Dieser war so schweineteuer, dass mir nur schon von dem fast wieder schlecht wird. Ja, das Pub war aber wirklich toll. Wir haben die beiden Dänen vom Süden wieder getroffen und so hatten wir einen feuchtfröhnlichen Abend. Nur die eifersüchtige Freundin des einen, vermochte mit ihrer Weisswein-Bestellung uns aus den Socken zu hauen.
Das Bier war aber saugut, das Pub auch und die Kollegen auch. Der Faktor Mensch spielt beim Reisen eben schon eine ganz grosse Rolle. Es sind diese anfangs belanglosen Begegnungen, die dann urplötzlich zu guten Freunden werden. Nicht in Grönland. Aber in San Francisco, Helsinki, Paris, Montpellier und Stockholm habe ich Freunde fürs Leben gefunden. Und auch heute – fast zwei Jahre später – halte ich noch erfolgreich Kontakt mit dem Exil-Dänen in Grönland. Er hatte übrigens meine E-Mail-Adresse verloren; konnte sich aber an meinen Ex-Arbeitgeber erinnern. Er schrieb eine E-Mail und landete beim Kundendienst. Die Kollegin kannte mich und schrieb vorsichtig, ob ich denn damit gemeint wäre 😀 Lustig.
Ilullisat | Wunderschöne Wanderungen und das nördlichste 4* Hotel der Welt
Ein wunderschöner Ort. Ein wahnsinnig schönes Hotel. Wow woow wooow. Das ist wohl mein Lieblingsort. Weltweit. Schaut euch das an:
Grönland Ilullisat – Hotel Arctic
Das nördlichste 4* Hotel der Welt. Absolut wunderschön gelegen. Egal ob im Zimmer oder in einem der wenigen Alu-Iglus. Modern ist es auch noch und das Essen war ebenfalls sehr gut. Absolut notwendig ist aber eine frühe Buchung. Wir hatten 7 Monate zuvor gebucht, konnten aber bei Rückkehr von der Discoinsel nicht mehr in dieses einchecken, sondern mussten im Nachbarshotel verweilen.
Wir haben in Ilulissat allerlei Wanderwege absolviert und offensichtlich hat sich das gelohnt. Also bestreitet diese alle. Wirklich. Es lohnt sich. Und nein, Eisberge sind nicht einfach Eisberge. Sie sind so gross wie Kathedralen. Leise sind die auch nicht. Man kann da also ruhig x-Stunden vor einer grossen Eisbergwand sitzen und dem Krachen und Knorksen der Eisberge zuhören. Grandios.
Empfehlen können wir übrigens auch eine Mitternachtsfahrt von Ilulissat aus. Da haben wir wohl eine der schönsten Sonnenuntergänge weltweit gesichtet.
Ebenfalls empfiehlt sich eine Fahrt nach Illimanaq. Eine hübsche Insel und wer will kann bei Einheimischen zu Mittag essen. Wir wollten aber lieber die Insel erkunden. Ausser dem fanden wir die hübschesten Ferienapartments überhaupt.
Diskoinsel | Das Hawaii des Norden
Ein so ganz anderes Grönland präsentiert uns nach 2 Stunden Bootsfahrt von Ilullisat. Die Insel ist felsiger – aber allen voran Grün. Und das allerbeste? Es gibt keine Mücken! Halleluja!
Auch hier wandern wir wieder. Auch hier ist wieder enormes Sumpfgebiet. Aber die Aussicht ist wunderschön. Wir machen Pause, essen NicNacs (Ich liebe sie. Aber ich hasse sie. Aber meistens lieb ich sie) und starren auf das Wasser und die Eisberge. Dazu gesellen sich unzählige Wale. Meistens sieht man diese direkt vom Wanderweg aus. Vergesst also Whale-Trips und kommt nach Grönland.
Übrigens: nach rund 24 Stunden sind unsere penetranten Begleiter zurückgekehrt. Mückenhausen ahoi.
Mücken in Grönland | Wie schlimm ist es?
Henry von Greenlandtours empfahl uns ein Mückennetz für den Kopf zu kaufen. Haha, jaja kann man machen. Wird sicher nicht so schlimm werden. 🙈
Ehm was soll ich sagen? Im Süden hatten wir noch Glück. In Ilulissat, da wo Eisberge so gross wie Kathedralen sind, da ist es nicht mehr lustig. Man durchläuft verschiedene Phasen; Von (gespielter) Gleichgültigkeit, über Zorn, heftiges Fluchen über nahezu fast Tollwutanfällen (nur als sagenhafter Jämmerling auf YouTube zu enden, hat mich davon abgehalten) über pure Kapitulation und Hingabe zu Mutter Erde. ALLES. Die machen einen echt fertig.
Scheinbar scheint die Körpertemperatur, Histamin und Testosteron schuld an den Mücken sein. Zeitweise hatte ich 30 Mücken um meinen Kopf und Chantal lächerliche 3 oder 4 Mücken. Da mein halbes Reisegepäck aber schon aus Anti-See-Krank-Zeugs bestand, konnte ich leider nun wirklich nicht die andere Hälfte mit AntiMückenZeugs füllen. Also wer im Sommer nach Grönland kommen will: Mückennetz mitnehmen. Alles andere hilft nicht. Auch Chantal, die etwas gesegneter war als ich – kam ohne Mückennetz nicht dahin. Mittlerweile schwöre ich übrigens auf Baby-Öl. Es hilft.
Liebes Grönland, du wirst uns fehlen. Wir kommen wieder. Vielleicht einmal im Winter ohne deine Blutsaugenden oder deine hautwegschabende Teufelsbrut. Vielleicht aber aus Trotz wieder im Sommer, weil du einfach so einmalig bist.
Mit hoffentlich wieder so vielen Walen, Blumen (Eisblumen im Winter halt) und absolut grandiosem Wetter. Danke, dass du dafür gesorgt hast, dass der Himmel während dieser Zeit nicht geweint hat. So viel Glück muss man erst haben. Und wo auf der Welt kann man schon einchecken und 2 Minuten vom Flughafen weglaufen, vor einem Eisberg auf den Flug warten und Schokoladenmilch trinken?!? Eben! A hui hou, Grönland – a hui hou!
Ein ganz tolles Dankeschön an Henry für die absolut phänomenale Organisation unserer Grönland-Reise. Das war einfach unglaublich und wohl einer der schönsten Reisen überhaupt.
Wer noch mehr „Behind-the-Story“ haben möchte, kann gerne auf meinem Instagram-Account schauen gehen. Da habe ich nahezu das Tagebuch ins WWW gemeisselt. You got us, Greenland.