Mein Stichwort Theater kommen mir das Stadttheater in den Sinn und schwere Literatur aus der Schulzeit. Hier gibt’s die perfekte Alternative.
Bereits zum dritten Mal finden die Freilichtspiele oberhalb Zermatt in der frischen Bergluft statt. Wir hatten das Glück die Vorpremiere besuchen zu dürfen. Und schon mal vorneweg: Wir waren begeistert!
Anreise Freilichtspiele Zermatt: Mit der Gornergrat Bahn auf den Riffelberg
Die Freilichtspiele finden auf dem Riffelberg statt. Dorthin gelangt man von Zermatt aus mit der Gornergrat Bahn. Das Gelände befindet sich schon in bester Sicht just neben der Station. Die Tribüne öffnet eine halbe Stunde vor der Aufführung. Vorher kann man sich im unmittelbar daneben liegenden Restaurant Buffet & Bar Riffelberg verköstigen.
Zermatter Freilichtspiele – Die Story: Matterhorn: No ladies please!
Es wird die Geschichte der ersten Frau erzählt, welche das Matterhorn bezwungen hat. Für Lucy Walker war die grösste Herausforderung dabei nicht unbedingt der Berg an sich, sondern der Widerstand ihrer männlichen Zeitgenossen. Für diese war das Bergsteigen ein ausschliesslich den Männer vorbehaltenes Privileg. Und auch ihre aristokratische Familie sah ihre Tochter lieber beim gesitteten Afternoon-Tea als mit Steigeisen am Berg.
Wer nun Angst hat hier ein steifes Lehrstück in Gleichberechtigung zu erhalten, irrt sich. Das Grundthema ist zwar da, wird aber sehr leicht und mit vielen lockeren Einschüben serviert. So kann man heute zum Glück über die beiden alten Bergsteiger nur noch lachen, welche die Frauen im breitesten Walliserdeutsch lieber an den Herd wünschen.
Die Schauspieler, obwohl grösstenteils Laien, machen einen hervorragenden Job. Jedem ist die Rolle wie auf den Leib geschnitten. Etwa der italienische Butler Giorgio (gespielt von Amandus Forno) wird so treffend und mit viel Humor wiedergegeben, dass man meinen könnte, er gehen nach dem Stück gleich ins Hotel nebenan weiterarbeiten.
Die Natur als einmalige Kulisse: Das Matterhorn im Hintergrund
Die Bühne ist nicht mehr als ein grösseres Holzpodest. Das Theater schliesst denn auch die ganze umliegende Berglandschaft mit ein. So laufen die Schauspieler über den Trampelpfad vom Hotel nebenan auf die Bühne und zurück.
Das unbestrittene Highlight ist aber die Kulisse: Während im klassischen Theater die Bühnenbildner ans Werk müssen, kann man hier auf das grossartige Bergpanorama mit dem Matterhorn im Zentrum zurückgreifen. Das ist schlicht atemberaubend.
Wenn dann zwischen den einzelnen Akten noch das Alphorn aufspiele ist die Bergidylle perfekt.
Drei Tipps für den Besuch der Freilichtspiele Zermatt
Hier noch drei gute Tipps für den Besuch des Freilichttheaters:
- Das Bahnticket von Zermatt auf den Riffelberg und zurück ist teil des Theatertickets und den ganzen Vorstellungstag gültig.
- Die Vorstellung findet auf über 2600 Meter über Meer statt. Gegen Abend sinken dort die Temperaturen auch im Hochsommer auf erstaunlich frische Werte. Zieht euch also wirklich warm an. Glücklicherweise werden noch warme Wolldecken verteilt; trotzdem sind kurze Hosen sicher nicht die richtige Wahl.
- Und noch ein weiteres Wort zur Kleidung: Die Vorstellung findet grundsätzlich bei jedem Wetter statt. Und gerade in den Bergen kann es schon mal einen kurzen Regenschauer geben. Da die Tribüne komplett ungeschützt ist empfiehlt sich ein Regenschutz mitzunehmen. Regenpellerinen sowie Decken stehen zur Verfügung.
Bei diesem Freilichttheater stimmt einfach alles: eine gute Geschichte mit aktuellem Hintergrund, super Schauspieler und ein unglaubliches Panorama als Sahnehäubchen. Das Stück wird noch bis zum 2. September aufgeführt und kann von uns nur empfohlen werden!
