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Reise-Tipp Cinque Terre: Ein Wochenendtrip in der Nebensaison

Reise-Tipp Cinque Terre: Ein Wochenendtrip in der Nebensaison

Europa, Italien

Jetzt oder lange nicht mehr. Irgendwie ist das bei fast jeder Reise unser Credo. Noch die leeren Städte geniessen, bevor das Leben wieder auf normal ist. Noch ins feine Familienwellnesshotel, wenn es noch bezahlbar ist und man nicht an Schulferien gebunden ist und das Gorillatrekking buchen, wenn man noch nicht ein halbes Jahr auf einen freien Slot warten muss. So auch bei den Cinque Terre. Die Nebensaison und dass der Sohn-nenschein sich immer noch gerne tragen lässt, sprechen dafür, die Reise eher bald anzutreten. Aber ihr seht schon – das lässt sich eigentlich bei jeder Reise sagen: “solange man noch jung ist, solange der Meeresspiegel noch tief ist, die Korallen noch farbig sind…”: Wir werden immer sehr gute Ausreden haben, um auf Reisen zu gehen 😉.

Die Cinque Terre haben wir schon länger mal auf dem Radar gehabt. Herbst 2022, dann irgendwann mal im 2023 und jetzt ist es eben 2024 geworden. “Dieses Wochenende” oder dann frühestens Ende Oktober wieder, war der Gedanke und so wurde es eben ein Wochenende im März, was sich als sehr gute Entscheidung erwiesen hat. Hier folgt unser Wochenende in der Cinque Terre.

Beste Reisezeit Wochenende Cinque Terre: Nebensaison empfehlenswert

Die Gässchen, die Wege, die Restaurants; alles ist etwas eng. Jetzt, am letzten Wochenende im März, geht es grad noch so gut. Ab Ostern sollen die Wege aber fortan voll sein und auch mit der Hitze könnte es nicht unbedingt angenehmer werden. Einzig zu beachten ist, dass jetzt im Frühling noch nicht alle Wanderwege frei erreichbar sind. Neu verlangen die Dörfer ab April an allen Wochenenden und an Feiertagen die doppelten Fahrpreise.

Anfahrt mit dem Zug in die Cinque Terre: 

Die Cinque Terre eignen sich bestens für einen Zugtrip entlang der ligurischen Küste. Schliesslich sind die fünf Dörfer fast nur per Eisenbahn erreichbar. Alternativ verkehren auch Fähren oder man wandert hin zu den einzelnen Ortschaften. 

Wir entscheiden uns für die Zugvariante, zumal wir bei einem Wochenendtrip zu wenig Zeit hätten, zwischen den Dörfer zu wandern. Ausserdem ist das Meer etwas stürmisch und da meine Seekrankheit sehr ausgeprägt sein kann, kommt sowieso fast nur der Zug zum Zug 😀.

Die Dörfer sind jeweils nur wenige Minuten voneinander entfernt und so lässt es sich bestens hin und her fahren. Von Milano aus betrachtet ist Monterosso das erste und Riomaggiore das letzte Dorf. Unabhängig von der Distanz kostet jede Fahrt zwischen den Dörfern jeweils 5 Euro. Bei mehr als 4 Fahrten lohnt sich eine Tageskarte, welche € 19.90 kostet. Die Tageskarte lässt sich auch bequem in der App von Trenitalia kaufen und digital benutzen. Aktuell (also einen Monat später) munkelt man bereits wieder über höhere Preise.

Bahngeleise direkt neben dem Meer

Übernachten in den Cinque Terre: Wo und weitere Tipps

Es gibt tatsächlich Tagestouristen, die alles an einem Tag handeln. Das kann man auch machen, wenn man einfach die Hauptstrasse zur Piazza hinläuft und vielleicht noch einen Viewpoint zur Reiseroute nimmt. Aber man verpasst das feine Gelati, die köstliche Pizza, das Apéro mit bestem Blick zum Sonnenuntergang und aufs Städtchen oder die herrlichen Weinterrassen gespickt mit reifen Zitronen und Orangen. 

Wir empfehlen, die Übernachtungen in Manarola oder Vernazza zu organisieren. Hier hat man einerseits die besten Chancen, eine barrierefreie Unterkunft zu bekommen und andererseits die Sonnenuntergänge zu geniessen. Wir haben im Emporio Rooms in Manarola übernachtet. Ausser die Treppe zum Perron, ist der Weg dahin kurz und völlig barrierefrei. Je nach Anzahl und je nach Gepäcksart ist dies eine willkommene Tatsache. 

Wir haben uns für 2 Nächte vor Ort entschieden. Zuerst haben wir uns überlegt, in zwei verschiedenen Dörfern zu übernachten, was aber aufgrund der jeweils nahen Lage absolut keinen Sinn macht. Zudem muss man wissen, dass es nicht viele Übernachtungsmöglichkeiten gibt, die zentral und nicht erst mit 100 Stufen erreicht werden. 

Die Routenempfehlung folgt nach den Ortschaften. 

Monterosso (al mare): Strand, Focaccia und eine Vase

Monterosso bietet eine (vielleicht sogar DIE) Attraktion gleich vor der Bahnhofstüre. Hier wartet das Meer mit einem Kiesstrand auf uns. Der Sohne-mann benötigt etwas Bewegung und so holen wir direkt neben dem Bahnhof die berühmte Focaccia in der “il massimo della focaccia” und setzen uns ans Meer. Die mit Pesto, Oliven oder dem “Strachiatella Käse” ist besonders fein.
Im Sommer ist hier – laut Postkarten –  alles voller bunten Sonnenschirme. Wir geniessen die Leere der Nebensaison, das raue Meer und essen gemütlich unser Frühstück.

Vom Strand / Bahnhof her, läuft man ein paar Minuten Richtung Zentrum. Eine schöne Strecke, welche wir hier am Ufer entlang laufen. Alternativ kann man auch die Abkürzung durch den Tunnel nehmen. Wir laufen zur Cappuccini Kirche hoch und geniessen die Aussicht über die Bucht. Das Schöne an den Cinque Terre ist, dass alles relativ klein ist und man sich nach Lust und Laune einfach treiben lassen kann. So entdecken wir schöne Gässchen mit herzigen Läden. Darunter auch die Töpferei Fabbrica d’Arte Monterosso. Nach einem weiteren Verlauf im Städtchen muss eine Vase mit ins Gepäck. Stefan stimmt dem Objekt der Begierde zu – unter einer Voraussetzung: ich bin von jetzt an bis zu Hause für den Transport verantwortlich. Tja, nur so viel: Am Ende des Tages habe ich rund 25000 Schritte und 1000 Treppenstufen mit dem Ding im Arm absolviert. Aber sie ist sehr schön…

einsamer Strand
Türkisfarbenes Meer
Blick auf das farbige Dorf von Monterosso
Weg führt zur alten Kirche
Klippen, die aus dem Meer ragen
weitläufiger Dorfstrand

Corniglia: Hübsches Dorf in der Höhe und Zitroneneis

Der Bahnhof von Corniglia hat eine beeindruckende Lage. Das haben die anderen teilweise auch. Aber aufgrund der zahlreichen Treppen, die hoch zum Dorf von Corniglia führen, sieht man den Bahnhof von oben. Corniglia ist übrigens das einzige Dorf, dass nicht unmittelbar an der Küste liegt, sondern eben hoch oben auf den Klippen liegt.

Die Treppen zu Beginn haben es in sich. Einmal mehr sind wir froh, dass Roan im Tragetuch steckt. Spätestens hier würde man so richtig ab dem Kinderwagen fluchen. 

Nachdem man die Treppen geschafft hat, weist ein Wegweiser Richtung Dorf. Und schon steckt man mitten drin. Gleich zu Beginn warten 3-4 Gelaterias auf Kunden, mit hauseigenen Sorten wie “Cinque Terre”, “Corniglia” oder “Basilikum-Zitrone”. Stefan wählt sein geliebtes Cornet mit Schokoladenüberzug und den Sorten Cinque Terre und Stracciatella und ich wähle Basilikum-Zitrone und Nutella. Dass die Zitronen hier an jeder Ecke vor sich hin reifen, merkt man dem Glacé an. Für meinen Geschmack doch etwas gar zu zitronig. Aber ansonsten ist das Eis wirklich super lecker. 

Hier nieselt es immer wieder vor sich hin und so entscheiden wir uns gegen den Weg “Marina” ans Meer. Wir verirren uns in den Gässchen und lassen uns vom Geschehen treiben. Zitronen, Gelati, alles passt. Da die Dörfer so klein sind, lassen wir uns völlig treiben und erkunden Corniglia ohne nach dem besten Apéro oder der besten Aussicht zu googlen. Das ist hier wirklich sehr tiefenentspannt.

Blick vom Berg hinunter auf den Bahnhof am Meer
farbige Häuser auf einem Hügel
ein Korb voller frischer Zitronen

Riomaggiore: Super Aussicht auf Bucht und Dorf

Wir erreichen Riomaggiore noch bevor der grosse Touristenansturm, also für Märzverhältnisse, kommt. Wir schlendern durch leere Gassen, laufen im Zick Zack vermeintlich zum Meer hinunter, nur um dann festzustellen, dass wir wieder in einer Sackgasse gelandet sind. Aber das macht den Charme hier eben aus. Wir laufen durch die Weinterrassen, vorbei an Oliven, Orangen- und Zitronenbäume, landen ab und an im Vorgarten eines privaten Hauses, kehren um, gelangen ans Ufer, schauen den Wellen zu und laufen wieder weiter. 

Hinter dem Dorf gelangt man noch weiter ans Ufer, wo wir einige Zeit den Wellen zuschauen. Das Meer fehlt bei uns eben schon. 

Zu gerne hätten wir den kurzen Wanderweg “Via dell’Amore” zurück nach Manarola gemacht. Aber dieser ist seit 2012 wegen eines Erdrutsches geschlossen. Angaben zufolge, sollte der Weg Mitte 2024 wieder geöffnet werden. Den genauen Status des Wanderweges und generell der Wanderwege in den Cinque Terre findet man hier. Irgendwie ist das typisch Italien, dass manches eben immer noch etwas verlodert wirkt. Das sieht man auch bei der Eisenbahnbrücke. 

Laut den Einheimischen sollte man unbedingt im Weinkeller Terra di Bargòn einkehren. Tönt gut, aber leider passt es grad so nicht in unseren Plan und wir nehmen den Zug zur nächsten Station. 

vereinzelte Häuser am Hang
Links und rechts Häuser und in der Mitte stehen Bäume

Vernazza: Sagenhafte Weinkellerei, Sonnenuntergang und grosse Wellen

Wenn man von “den schönsten Dörfern” in den Cinque Terre redet, so fallen immer wieder Vernazza oder Manarola. Wir haben unseren Aufenthalt so geplant, dass wir bei Sonnenuntergang in Vernazza sind. Angekommen am Bahnhof läuft man die breite Gasse herunter. Links gibt es einen Felsen mit einem Loch und schon steht man an einem Kiesstrand. Hier lässt sich das ruhige oder wildere Meer herrlich beobachten. 

Läuft man die breite Gasse weiter, kommt man zur Piazza hinunter, von wo aus auch ein schöner Sonnenuntergang beobachtet werden kann. Vorsicht: Sollte das Meer wilde Wellen hergeben, bitte nicht zu nahe herangehen. Ein Mann konnte mit einem Weitsprung gerade einer seitlichen Welle entgehen. Die Wellen sind stark und da viel Gestein am Ufer liegt, hätte dies ganz böse ausgehen können. 

Entlang dieser breiten Gasse gibt es 1-2 Bäckereien, welche frische Focacchias anbieten. Die sind alle gut. 

Gerne hätten wir auf der Piazza ein Apéro genommen. Aber irgendwie halten uns die negativen Bewertungen auf Google rund um und auf der Piazza davon ab. Zum Glück. 
Oberhalb vom Bahnhof gibt es einen schicken Weinkeller “Cinque Sensi”. Neben regionalem Wein erhalten wir ein feines Plättli mit Focaccia, Mortadella und Parmesan. Bella ciao – hier lässt es sich leben. 

farbige Häusschen am Meer
Blick auf farbiges Dörfchen mit Meer
Wellen, welche ans Ufer spritzen
Leute stehen am Ufer
Wellen, welche ans Ufer prasseln
Leute stehen vor dem Ufer
Eingang zum Weinkeller

Unser Lieblingsort Manarola: Top Spot für Apéro, Sonnenuntergang und dolce far niente

Angekommen in Manarola durchquert man einen Tunnel von wo aus es links ins Dorf respektive zum Meer hinuntergeht. Just bei Beginn liegt auch unser Hotel “Emporio Rooms”. Das Zimmer ist super, hat es ebenfalls so etwas wie ein kleines Wohnzimmer. Wir breiten unsere 17 Sachen aus und erkundigen dann auch schon direkt Manarola. Nicht zum Meer hinunter, sondern zurück zum Tunnel und von dort rechts. Wir wollen in die Natur hinaus und schlängeln uns vorbei an Zitronen-, Orangen- und Olivenbäume. Die Aussicht ist fantastisch und so geniessen wir die Aussicht auf das Meer, die frühsommerlichen Temperaturen und haben immer das Meeresrauschen im Ohr. 

Wir laufen zum Manarola Overlook View Point. Hier offenbart sich ein wunderschöner Blick auf das Meer. 

Wir wollen das Städtchen weiter besuchen, kehren aber direkt im Nessun Dorma ein, welches just oberhalb vom Manarola Overlook View Point liegt. Die Brötchen mit Burrata, Oliven, Mortadella oder getrockneten Tomaten oder was auch immer das Herz begehrt – sind super fein. Dazu haben wir einen wunderbaren Blick auf das Dorf von Manarola. So bleiben wir länger als gedacht und kommen in den Genuss des Sonnenunterganges. Der Spaziergang zurück ist kurz und so befinden wir uns auch schon am Ufer des Dorfes. Nur 5 Minuten später sind wir zurück im Hotel. 

Übrigens können wir zum Nachtessen auch die Pizzeria Il Porticciolo empfehlen. Wir machen leider den Anfängerfehler und bestellen zuerst lediglich “il primo piatto”. Die Pasta Portion ist etwas grösser als eine Vorspeise-Portion. Da wir aber den ganzen Tag noch fast nichts gegessen haben, reicht das uns nicht ganz aus. Wir bestellen daher gemeinsam noch eine Pizza mit Mortadella. Die dafür ist wahnsinnig fein. Und fast bereuen wir, dass wir einfach nicht je eine Pizza bestellt haben. 

Wir würden übrigens sofort wieder Manarola als Übernachtungsort wählen. Hier haben wir uns so richtig wohlgefühlt und mit dem Restaurant mit der Aussicht zu Sonnenuntergangszeiten hat es uns hier am besten gefallen. 

Weinterrassen
Vom Sonnenunterganggefärbtes Dorf in den Cinque Terre
Sonnenuntergang über dem Meer
Abendstimmung am Meer
Farbiges Dorf mit einer Brücke im Vordergrund und im Hintergrund ein Berg
Auf einer Pizza liegt Burrata und auf einem Holzbrett liegt Mortadella
Restaurant liegt auf den Klippen

Unsere Routenempfehlung in der Cinque Terre

Wie immer sind Touren oder Routenabläufe sehr individuell. Was wir gerne mitgeben können: 

Karte mit Beschreibung der Lage und Dauer

Monterosso würden wir am Morgen besuchen, bevor die ganzen Strandtouristen erscheinen, Riomaggiore würden wir auf den Mittag legen und Cornigila gegen Abend machen, weil Cornigila in der Höhe liegt und zuerst einige Treppenstufen bezwungen werden wollen. Mittags könnte das ganz schön warm und sonnenexponiert werden. In der Nebensaison würden wir Corniglia wieder am Morgen besuchen, Monterosso für den Strand Mittags und Riomaggiore am Nachmittag machen.

Trivia Wunderberry in den Cinque Terre

Der Sohnemann ist übrigens schon rasch im Ferienmodus. Abends bringen wir ihn kaum ins Bett. Und am morgen danach? Schläft er so lange, wie er es zu Hause nie tut. Das Kind weiss, wie Ferien funktionieren.

Die Heimreise ist ausserdem wieder voller Abenteuer gewesen. Ein nationaler Bahnstreik führte dazu, dass wir innerhalb den Cinque Terres nie genau gewusst haben, wann ein Zug verkehrt und wann nicht. In Levanto sind wir nervös umhergetigert, ohne zu wissen, ob nun unser Zug nach Mailand fährt. Und in Mailand? Da haben wir einen Zug erwischt, der nicht unserer gewesen ist, aber trotzdem nach Brig gefahren ist. Schlussendlich sind wir trotz allem pünktlich zu Hause angekommen, wenn auch weniger entspannt, als geplant. 

Ein wunderbares Wochenende in den Cinque Terre geht zu Ende. Für uns und unser Programm haben die zwei Übernachtungen bestens ausgereicht. Es ist immer wieder faszinierend, was so ein kleiner Wochenendtrip für ein Feriengefühl auslösen kann und wie lange man davon dann auch noch zerrt. 

Meer trifft auf Felsen
türkisfarbenes Meer vor der Bucht

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