“Wenn wir schon hier (in Saudi Arabien) sind, dann lass uns doch noch kurz rüber nach Bahrain gehen. Ist ja gerade nebenan”. Katar wäre übrigens auch eine Option gewesen, aber angesichts der restlich vorhandenen Zeit, haben wir uns für das kleinere Land Bahrain entschieden. Generell kann ich an jedem Ort Gefallen finden. Und doch lässt mich Bahrain etwas ratlos zurück. Aber beginnen wir von vorne:
Bahrain: Ein paar Fakten und die ungeschönte Wahrheit
Das Land ist klein. Gerade einmal 49 x 18 Kilometer misst die Hauptinsel. Wie man diese Hauptinsel am besten beschreibt? Ich würde mal sagen Grossstadtdschungel trifft auf dürre, trockene, verlassene Sanddüne. Wobei Sanddüne hübsch tönt. Eigentlich ist der gesamte südliche Teil der Hauptinsel aber eine XXL Ölgewinnungsplattform. Alles furchbar staubtrocken und von schweren grauen Maschinen besiedelt. Also schön ist anders.
Der Norden wirkt da belebter. Die Wolkenkratzer, die ja – so etwas wie eine Skyline bilden- das wirkt irgendwie schon herausgeputzter. Aber auch der Norden hat seine weniger schönen Seiten. Viele grosse Bauten stehen im Rohbau. Ein Relikt aus der Immobilienkrise von 2008, weil den Investoren das Geld ausgegangen ist. Es gibt sie aber dennoch, die schönen Ecken und Kanten im Lande:
Bahrain: Sehenswürdigkeiten im Norden
Qal’at al-Bahrain: Die Burg von Bahrain
Ich glaube, dies ist einer der schönsten Orte im ganzen Land. Wir haben viel Spass die Burg zu erkunden und lassen uns ausgiebig Zeit. Daneben das Meer und die vielen Spots an denen einige tolle Fotos entstehen. So vermag uns nicht mal die brühende Hitze etwas anzuhaben.
Royal Camel Farm: Kamel kaufen in Bahrain
Ahoi Kamel. Diese Farm wurde vom verstorbenen Scheich Mohammed Bin Salman Al Khalifa – also dem Onkel des jetzigen Herrschers – gegründet.
Ein Kamel mit nach Hause zu nehmen, wäre doch mal etwas anderes. Ich hab aber Glück und Stefan will trotz der anderen Souvenirs, die wir (auf meine Initiative hin) zusammengekauft haben, mich nicht eintauschen. Aber ganz so warm werde ich mit diesem Ort hier nicht. Mir tun die angebundenen Kamele etwas leid. Immerhin handelt es sich hierbei um eine Hobbyfarm der königlichen Familie und so werden die Tiere weders fürs Rennen noch für ihr Fleisch aufgezogen. Wer mag kann für wenig Geld die Tiere füttern oder gar Reiten…
A’ali: Töpferei und Moschee
Hier, hier bin ich wieder im siebten Himmel. Es gibt riesige Vasen, Krüge, Windlichter und alles, was die Töpferei eben so hergibt. Ich lache mir 2 Vasen (Stefan lacht nicht mehr) und ein Windlicht in einer flotten Grösse an. Stefan kann ich dennoch überzeugen, dass dies ganz bestimmt ins Gepäck passt. Als ich den Verkäufer frage, ob ich das ins Handgepäck ins Flugzeug packen kann, meint er nur so: “inshallah – so Gott es will”. Spoiler: Es hat geklappt ;-).
Eine Verkehrsinsel in A’ali hat übrigens die allergrösste getöpferte Vase ausgestellt.
Just daneben befindet sich eine hübsche Moschee. Und obwohl die Öffnungszeiten vorbei sind, dürfen wir diese bestaunen. Auch etwas vom hübscheren in diesem Land.
Bahrain und die Avenues mit den Malls von Manama
Shopping ahoi. Das riesige Einkaufszentrum ist riesig und bestens gekühlt. Draussen gibt es eine schöne Sicht auf die Skyline und bietet viel Platz zum flanieren. Vermutlich war dies unser Highlight von Bahrain.
Bahrain und das verpasste Highlight: Perlen
Bahrain ist bekannt für die schönsten Perlen auf der ganzen Welt. Hhhhmmmmm – wirklich schöner, als die in Polynesien?Bahrain ist der weltweit bedeutendste Ort, wo Naturperlen verkauft werden. Das heisst, in Bahrain ist die Züchtung von Perlen strengstens verboten. Wer ein geübter Taucher ist, kann sogar selbstständig nach den Austern-Perlen auf die Suche gehen.
Bahrain: Der Süden der Hauptinsel und doch noch ein Naturwunder
Willkommen in Aluminium- und Ölplattformhausen. Hier wird Erdöl abgepumpt. Die Regierung erkennt, dass das Glück wohl nicht von ewiger Dauer ist und so ist mittlerweile der zweitwichtigste Sektor des Landes: dem Finanzsektor. Dicht gefolgt vom Textilsektor. Ich glaube, es ist gut gewesen, das Ausmass mal zu sehen. Wie hässlich diese Abpumperei eben wirken kann.
Und es gibt Hoffnung. Das Internet bezeichnet es als Naturwunder. Der sogenannte Schadscharat al-Haya – Baum des Lebens – strotzt der Umgebung mit geballter Lebenskraft. Den Wissenschaftler:innen ist völlig unklar, wie dieser Baum ohne Wasser seit 400 Jahren überleben kann. Vermutlich gibt es irgendwo eben doch Wasser.
Bahrain: Arabisches und indisches Essen und irgendwie ein Durcheinander
Wie wäre es mit süssen Nudeln zum Frühstück? Dann bitte einfach einmal Balaleet zum Frühstück bestellen. Mein Fall ist es jetzt nicht unbedingt. Auch Stefan mag sich davon nicht begeistern.
Dafür finden wir das Gemüsecurry lecker. Da es sehr viele Gastarbeiter aus Indien und Pakistan hat (72% der Bewohner sind Gastarbeiter um genau zu sein) wird die Küche massgeblich beinflusst. Das ist eines der grössten Überraschungen für uns – haben wir doch wieder en masse Hummus, Baba Ganoush und Co. erwartet. Immerhin – das Fladenbrot – genannt Khubz – gibt es auch hier.
Ansonsten sind hier viele Gewürze zu finden: Kardamon, Safran und Rosenwasser sind nur einige davon.
Und ja – natürlich Alkohol. Hier feiern die Saudis (oder zumindest einige davon) ihre Feste.
Das einzige was Bahrain und Saudi Arabien gemeinsam haben? Den furchtbaren Verkehr
Man tut nicht zur Rush Hour fahren. Über die Grenze schon gar nicht. Nur nach Ölhausen lässt es sich gemütlich fahren. Ansonsten ist man gut und gerne mindestens 30 Minuten im Stau. Es ist nicht ganz so schlimm wie in Riad oder in Jeddah. Trotzdem der abendliche Verkehr ist kein Spass.
Vielleicht tun wir uns hier so schwer, weil wir drüben in Saudi Arabien ein Highlight nach dem anderen erlebt haben. Vielleicht, weil drüben der Alkohol verboten war und wir am ersten Abend eine betrunkene britische Familie in einer Schlammschlacht wiedergefunden haben. Es wundert keinen, dass hier viele rüber kommen, weil hier der Alkohol legal ist. Vielleicht tun wir uns auch schwer, weil wir in Saudi Arabien mit Freundlichkeit überschüttet wurden. Vielleicht auch, weil wir ähnliches erwartet haben.
Irgendwie fühlt sich das gesamte Königreich in Bahrain an, als ob es seine Identität noch sucht und immer noch nicht gefunden hat. Indisches Essen, arabische Klänge, Hand aufs Herz, Nicken, Curry, der Kampf zwischen den Sunniten und den Schiiten und trotzdem sehen wir hier sehr viel mehr Inder:innen. Vielleicht tun wir dem Land aber auch Unrecht, weil wir die anderen sehr kleinen 32 Inseln nicht gesichtet haben. Ich weiss aber trotzdem nicht, ob wir nochmals herkommen würden.