Französisch-Guyana gehört zu den reichsten Ländern in Südamerika. Klar, denn Französisch-Guyana gehört zu Frankreich und somit zur EU. Guyana hingegen gilt als eigenes Land und zählt schon seit vielen Jahren nicht mehr als englische Kolonie. Im Gegensatz zum französischen Guyana und seinem Euro, hatte der Guyanische Dollar mit ständigen Kursschwankungen zu kämpfen. Es gibt allerdings etwas Hoffnung: Das Land ist vor kurzem auf neue Rohstoffe gestossen – unter anderem riesige Öl-Vorräte. Apropos guyanischer Dollar: es ist nicht möglich guyanische Dollar im Voraus zu wechseln. Wie in Kuba ist die Währung nur vor Ort vorhanden. US-Dollar werden vereinzelt akzeptiert.
Sehenswürdigkeiten in Guyana
Das Land ist noch wenig erschlossen. Als noch deutlich weniger als Französisch Guyana. Und doch gibt es bereits ein paar nennenswerte schöne und interessante Ecken. Nicht umsonst heisst es Guyana – das Land der vielen Wasser:
Die Hauptstadt von Guyana – Georgetown
Mashramani – Das Ereignis des Jahres
Wir kamen am früheren Abend in Georgetown an – inmitten von Mashramani. Mashramani ist ein Karnevalsfest und bedeutet frei übersetzt sowas wie das Erntedankfest. Zelebriert werden da insbesondere die Diversität, die Einheit und die Souveränität von Guyana. Denn über 40% der Bevölkerung sind Inder, gut ein Drittel ist kreolisch oder Afro-Guyaner und bei 10% handelt es sich um indigene Völker. Dann gibt es noch Chinesen und Portugiesen sowie Europäer. Die Party war also in vollem Gange und überall dröhnte karibische Musik aus grossen Lautsprecherboxen. Auch die Einkaufszentren waren voll von DJ’s und Mischpulten und es wurde getanzt, gegessen, getrunken und gelacht. Guyana ist übrigens das einzige Land in Südamerika, dass sich noch zur Karibik zählt und sich mit dieser identifiziert. Das merkt man aber auch seinen Landsleuten, dem Essen und der Musik an.
Stadtrundfahrt – Die wohl schnellste Stadtführung der Welt
Unser Guide wollte wohl unbedingt noch zu Mashramani, denn so schnell hatten wir noch nie eine Stadt besichtigt. Vom Auto aus. In einer Stunde.
Aber sind wir ehrlich: Die Stadt hat ein paar wenige Kolonialbauten. Das mit Abstand hübscheste ist wohl die St. George Cathedral. Ansonsten ist die Stadt von Wellblechhütten gekennzeichnet. Und das bekannteste Wahrzeichen der Stadt – der Stabroek-Markt sollte von uns Touristen eher gemieden werden.
Die Stadt ist dreckig und weist eine enorme Plastikverschmutzung auf. Manche sagen es stinke überall – immerhin das können wir nicht bestätigen. Jeder Kanal, die Strände, die Strassen – alles ist verschmutzt. „Es war nicht immer so“, sagte uns später ein Taxifahrer. „Wir feiern zwar die Unabhängigkeit an Mashramani, aber eigentlich war zur britischen Kolonialzeit alles besser“. Die ganz ältere Garde vermag sich noch an die guten Zeiten erinnern. Die Einwohner von Guyana hoffen, dass das Öl wieder etwas Wohlstand und auch Sauberkeit in die Stadt bringen wird. Selbiger Taxifahrer vermochte uns ebenfalls zu sagen, dass die Diversität eine weitere Scheinheiligkeit ist, die gefeiert wird. Denn Rassismus sei ein grosses Problem. Die Inder gegen die Chinesen, die Afro-Guyaner gegen das indigene Volk. Es sei furchtbar. Ein komisches Gefühl, wenn man inmitten des Mashramani steht und gleichzeitig solche Aussagen vom Taxi-Fahrer und weiteren Einheimischen hört.
Monsieur und ich wollten später nochmals alleine in die Stadt zurückkehren, um uns ein besseres Bild zu machen. Der Stadtdurchgang verlief wieder so rasch, mussten wir doch schon wieder weiter. Morgens um 6 Uhr aufzustehen, war dann wohl doch nicht so eine gute Idee. Als kleines Highlight können wir vielleicht noch den botanischen Garten betiteln. Aber das war’s dann auch. Guyana’s Georgetown – kann im Jahre 2020 getrost ignoriert werden. Das Highlight war dann also wirklich das per Zufall entdeckte Hard Rock Café.
Kaieteur Falls – Eindrückliche riesige Wasserfälle inmitten von Guyana
Die Stadt Georgetown vermag nicht zu überzeugen. Aber das ist noch lange kein Grund nicht nach Guyana zu reisen. Knapp eine Stunde vom Flughafen Georgetown ging es ab in den dichten Dschungel zum Flughafen Kaieteur. Ringsherum sah man nur Haufenweise Bäume – ihr wisst schon: die von oben wie Broccoli aussehen.
Wer schon mal bei den Niagara-Fällen war, wird sich hier wundern. Hier ist das absolute Nirgendwo. Ein kleiner Shop, ein etwas grösseres Restaurant – ansonsten herrscht Buschhausen. Mit 3 Guides laufen wir zu 3 verschiedenen Aussichtspunkten. Nicht nur die Kaieteur Falls sind beeindruckend, sondern auch der weite Blick ins Tal.
Übrigens sind die Kaieteur Wasserfälle die höchsten Wasserfälle von Amerika. Hier stürzt das Gewässer von einer 247 Meter hohen Klippe in das etwa auf Meereshöhe liegende Tiefland.
Daneben gibt es seltene Fauna, Flora sowie Gesteine und Kristalle, die sich fast nirgends sonst wo finden lassen. Beispielsweise ist da der Mineralis Potarit, ein Mineralkristall. Auf dem Rückweg, führte uns der Guide noch in den dichten Dschungel und ich sah den wunderschönen roten Vogel Rupicola, zu Deutsch: Tiefland-Felsenhahn oder auch als Guyana Klippenvogel bekannt. Wir erhalten noch ein paar Snacks, schauen uns die Souvenirs an und treten unsere Rückreise mit dem Flugzeug nach Georgetown an. Irgendwann werden diese Fälle gross vermarktet werden. Bis dahin empfehlen wir euch, so schnell wie möglich hinzugehen. Für einmal vermag die Bildsprache nicht zu wirken – sondern am besten selber hinfliegen und sich auf diese Welt einlassen.
Tagesausflug von Georgetown, Guyana mit Bus und Boot nach Arrowpoint
Ein weiterer empfehlenswerter Ausflug in Guyana ist das Arrowpoint Resort. Unser Vorgeschmack auf die kommenden Tage in Suriname. Mit einer gut einstündigen Fahrt auf einem breiten Fluss ging es in den guyanischen Busch hinein. Das erste was uns auffiel? Es roch unglaublich gut. Das Wasser, die Erde und die Pflanzen. An jeder Ecke drängte sich ein anderer Geruch auf. Das hier – das roch nach paradiesischen Ferien. Zeitgleich war es unglaublich schön. Zuerst haben wir ein kleines indigenes Dorf besucht. Etwas gar lange waren wir im Souvenirshop. Danach ging die schöne Bootsfahrt weiter, bis wir am Arrowpoint Pier ankamen. Hier könnte man auch übernachten. Wir entschieden uns zuerst für eine Walkingtour im Dschungel. Es war schön und bereitete uns etwas vor, was uns wohl in Suriname erwarten könnte. Das wirkliche Highlight war aber die Kayaktour. Ein schmaler Kanal, links und rechts schlangen sich die Bäume und die Blätter. Wir hatten das Glück, dass wir einen Grossteil der Strecke alleine unterwegs waren.
Später genossen wir ein typisches guyanisches Gericht: Fleisch, Fisch und Kokosreis mit etwas Gemüse. Nicht nur das Essen war fein, sondern auch die unbekannten Fruchtsäfte genossen wir sehr.
Dies und Das zu Guyana
- Als einziges südamerikanisches Land, hat Guyana noch die Todesstrafe
- Die Scheinheiligkeit der Guyaner beginnt schon im Wahlspruch: One People, One Nation, One Destiny
- Hier habe ich meine erste, einzige und hoffentlich letzte Anaconda gesehen. Ich mag keine Schlangen – jaja die gehören auch zum Dschungel, das ist mir schon bewusst :D. Aber die noch riesiger zu sehen, macht das ganze nicht besser
- Nicht alle Regenwaldfrüchte sind gut. Manche haben eine dermassen harte Schale, da bringts auch der weiche Kern nicht mehr
- Auf den beiden Ausflügen trafen wir auf viele einheimische Touristen an. Sie lieben und schätzen ihr Land sehr, können sich aber auch nicht mehr leisten. Daher bleibt für viele Einheimische die Kaieteur Falls ein Traum
Guyana war für uns ein richtig toller Vorgeschmack auf Suriname. Wir haben unsere Tour so von Travel the Guianas zusammenstellen lassen, dass wir uns langsam auf den Dschungel vorbereiten. Daher haben wir uns das ultimative Dschungelerlebnis für Suriname aufgespart. Ich möchte Guyana auf keinen Fall aber missen und bin gespannt, auf welche Sehenswürdigkeiten man in den nächsten Jahren noch so stosst, denn wir sind überzeugt – Guyana bietet ganz bestimmt noch viel mehr. Mehr zu Suriname im nächsten Blogpost.