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Wundertüte: Warum ich eigentlich nie nach Marokko gehen wollte

Wundertüte: Warum ich eigentlich nie nach Marokko gehen wollte

Afrika, Marokko

Rassistische Äusserungen waren noch nie mein Ding. Asiat ist nicht einfach Asiat, sondern es gibt durchaus grosse Unterschiede im Aussehen und im Verhalten zwischen einem Koreaner, dem Chinesen Mainland, dem HongKonger oder dem Japaner, den man häufig wirklich erst erkennt, wenn man eben besagte Länder bereist. Nichtsdestotrotz bin ich nicht rein mit meiner Weste, weil es doch einen Länderbereich gibt, den ich ziemlich sicher fälschlicherweise «in die gleiche Schublade» stecke: Die Nordafrikaner

Vorgeschichte Marokko: Erfahrung im nahen Familienkreis

Wenn ein näheres Familienmitglied seine eigenen und nicht schönen Erfahrungen in Marokko macht, dann prägt das. Ob man will oder nicht.
Sowohl die Teppich-Geschichte sowie die Zwangsheirat sind beides Probleme, die dem Staat Marokko bekannt sind. Stellt euch vor, wie jemand einfach deinen Pass klaut, zum Amt hinfährt und so heiraten kann. Die einzige Lösung war dann vor Ort sich an die Schweizer Botschaft in Marokko zu wenden, um Hilfe zu bitten und so in die Schweiz zu flüchten, damit ordentlich in Bern wieder geschieden werden konnte.
Von  Horror-Stories über Zwangsverheirat von jemandem der jemand kennt, bis hin zu mehreren Stunden Gefangenschaft in einem Teppich-Laden: Das macht Angst. 

Vorurteile: Schubladendenken aufgrund von eigenen Erfahrungen

wenn ein Nein nicht akzeptiert wird

Nichts prägt einen so sehr wie Erfahrungen, die man selber macht. In einer kalten Silvesternacht morgens um 5 Uhr sind die liebe S und ich mit dem Zug von Zürich nach Brig gefahren. Als Bähnlerinnen gönnten wir uns die erste Klasse, damit wir in Ruhe schlafen konnten. Schon bald wurden wir von 2 Nordafrikanern gestört: einem Tunesier und einem Marokkaner. Dieses Erlebnis hatte ich eigentlich ad acta gelegt, bis uns die #Metoo-Kampagne die Geschichte wieder in Erinnerung rief. Obwohl der Zugbegleiter mehrmals versuchte, die beiden heraus zuwerfen, so kamen sie immer wieder zurück: Sie besprühten uns mit widerlichen Parfüm, hielten uns das Gesicht fest, um uns zu küssen,  und beschimpften uns am Schluss. Gottlob mussten wir in Bern aussteigen um weiter nach Brig zu fahren.
Die ganze Geschichte ging so schnell, man konnte weder reagieren, geschweige denn Hilfe holen. Dass mehrmals ein klar formuliertes Stopp oder “Nein” nicht ausreicht oder ankommt, stiess bei mir auf Ratlosigkeit. Bis anhin war mir sowas noch nie – und gottlob war auch nie wieder passiert. 

Die weiblichen Reisenden unter uns kennen das alle: “Heee Chica” in Kuba, “Come here, come here” in Costa Rica, der Tuc-Tuc-Fahrer in Sri Lanka, der partout uns irgendwo hinfahren wollte.
Der Unterschied: Ein deutliches Nein wird (manchmal zähneknirschend) akzeptiert.  

Aber wenn dann noch ein Marokko-Bericht dazu kommt, dass zwei skandinavische wild campierende Frauen im Atlas-Gebirge ermordet wurden, dann spätestens hat mans schwarz auf weiss. Und dennoch: Gleichzeitig erfährt man aber auch den Aufschrei des Landes und wie viel sich gegen die Gewalt an Mitmenschen wehren. 

Reise-Ziel Marokko: Warum ich trotzdem hinfahre

Der Staat Marokko kennt die Teppich-Verkäufer und die Touristenfalle. Daher gibt es seit 2015 ein Gesetz, welches sehr hart durchgreift, falls Touristen gegen ihren Willen irgendwo festgehalten werden. Wie es mit der Heirat aussieht, dass man bloss mit einem gestohlenen Pass verheiratet werden kann, weiss ich nicht. Ich hoffe, dass dies mittlerweile nicht mehr so einfach möglich ist.
Familientechnisch konnte ich überzeugen, in dem ich keine Rucksack- und Autostopp-Reise plane, sondern in dem ich wie der typische Ferienbucher “All-Inclusive” Urlaub buche. Abendteuer haben wir ab Februar ja genug :-). Diejenigen die mich kennen wissen schon, dass ich mich nicht 7 Tage an Ort und Stelle aufenthalten kann. Daher sind mit Sicherheit 2-3 Ausflüge geplant – vom Hotel aus – versteht sich 😀 . 

Ich freue mich nun sehr auf Marokko. Auch Stefan war sehr überzeugt vom Land und freut sich auf die Rückkehr. Da hege ich keine Zweifel; und ganz bestimmt, werde ich da auch auf nette Menschen stossen. Trotzdem bin ich froh, mit Monsieur an der Seite zu reisen. Mit meinen weiblichen Lieblingsseelen, hätte ich mich wohl noch nicht hingetraut. Ich bin gespannt, welche positiven Abenteuer dort auf sich warten lassen 😀

Westliche Frau mit Omani vor einem Souvenirladen
Vietnam Kinder mit Velo unterwegs
westlicher Mann mit 4 Koreaner vor einem suedkoreanischen Restaurant

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