Es geht weiter mit dem Vorhaben, mit dem Zug nach Asien zu reisen. Auch wenn dies wieder nur eine ganz kleine Etappe ist – also im Gegensatz zum letzten Bericht 😉. Nächstes Jahr planen wir aber wieder ein Stückchen voran zukommen.
EurAsia: Von Lieblingszügen und nicht so Lieblingszügen
Wir verlassen das Bahnland, unser Heimatland, und machen uns auf zu unserem südlichen Nachbarn nach Italien.
Man stelle sich Bart Simpson vor, der an die Tafel schreibt:
„Man tut nicht EC fahren, man tut nicht EC fahren, man tut nicht EC, man tut nicht..“.
Ungefähr so verhält es sich, wenn der Zugtypus Eurocity, auch ehemals bekannt als Cisalpino, in Brig steht.
Fährt man mit dem EC von Italien in Richtung Bern, Basel oder Zürich, steht man das eine und andere Mal in Brig auf dem Perron und schaut sich die Abfahrtstafel an, an welcher nicht selten 20, 45 Minuten oder gar ‚unbestimmte Verspätung‘ steht. Wir Schweizer haben das natürlich (zugegebenermassen bin ich ein wenig befangen, als Bähnlerin der grössten Eisenbahn der Schweiz) besser im Griff und für gewöhnlich – und ja auch dieses Mal – fahren wir pünktlich Richtung Italien ab.
Aber der Zug macht auch beim pünktlichen Abfahren absolut gar keine Freude.
Der Gang ist eng. Es gibt kaum Raum für Gepäck und Reisende klettern über Gepäckstücke, weil sie im falschen Wagen sind und ihren Platz (im EC ist eine Platzreservierung erforderlich) suchen. Lediglich bis Domodossola, welches der erste Halt in Italien ist, ist keine Platzreservierung erforderlich.
Man muss andere Reisende von seinem reservierten Platz wegscheuchen und generell ist das Gelaufe gross. Nun gut. Ich habe es ja geahnt. Aber dank meiner charmanten Begleitung Chantal, haben wir uns viel zu erzählen und die Zeit bis Mailand geht ratzfatz hinüber.
Pünktlich angekommen in Mailand suchen wir uns gleich die Abfahrtstafel, um weiter an unseren Zielort zu fahren. Richtung Torino haben alle Verbindungen massiv Verspätung und auch unser Zug, der 20 Minuten später hätte abfahren sollen, weist eine Verspätung von 50 Minuten auf. Willkommen bei der Trenitalia 😀 – aber hei, ihr habt noch ganz viele Chancen mich gutes zu lernen. Egal, wir machen das Beste daraus und holen uns einen Kaffee – einen Cappuccino. Eigentlich ein Fettnäpfchen; trinkt man den Cappuccino doch ausschliesslich bis allerhöchstens 12 Uhr. Ab dann wird eigentlich ein Espresso genossen.
Na ja, Touristen halt: Excusez-moi my italian. Wir stehen dazu.
Die Möglichkeit, mit dem Regionalzug weiterzureisen, ignorieren wir. Es wäre eng geworden und im anderen Zug haben wir unsere Sitzplätze auf sicher, denn auch der Frecciarossa weist eine obligatorische Sitzplatzreservierung auf. Alles in allem kommen wir etwa eine Stunde verspätet an, was mein Gejammerwerk alles wieder verblassen lässt.
Unser Hotel Concord befindet sich gleich in der Nähe des Bahnhofes. Ein überaus schöner Bahnhof im Fall.
Aufgrund der Verspätung und bis wir uns frisch gemacht haben, ist es dann auch schon Zeit fürs Abendessen. Und die Mission ist klar. Trüffelpasta soll es werden. Das Restaurant Tabui ist vollständig auf Trüffel ausgelegt. Und klar; wir wählen die ortstypischen Tajarine, welche vergleichbar mit dünnen Eier-Nudeln sind. Wir haben die Qual der Wahl zwischen dem schwarzen und dem weissen Trüffel. Da Stefan und ich vor zwei Jahren etwas enttäuscht waren, was der weisse Trüffel anbelangte, haben wir den schwarzen gewählt. Der doppelte Preis für den weissen lohnt sich indes einfach nicht. Aber vielleicht haben wir auch einfach die Gunst der Stunde verpasst und uns einen wahren Gourmetschmaus durch die Lappen gehen lassen.
Ein Schlummertrunk später und wir liegen im Bett. Zwanzig sind wir eben nicht mehr. Zumindest dieses Mal nicht.
Sightseeing in Turin, piemontesische Spezialitäten und die Shoppingstrasse
Frühstück.
In Italien ist das Frühstück nicht selten mit inbegriffen im Hotelpreis. Für uns ist das eher noch ungewohnt, da wir gut und gerne auch auswärts frühstücken oder brunchen, aber für einmal passt das auch.
Unser erstes Ziel ist der Cappuccino-Hügel, wie meine liebe Seele ihn tauft. Na ja, der Hügel heisst nicht ganz so. Aber dort am Aussichtshügel steht die Kirche Santa Maria al Monte ei Cappuccini. Der kurze Spaziergang, welcher rund 30 Minuten vom Bahnhof dauert, lohnt sich. Die Aussicht auf die Stadt und ihren Arkaden und im Hintergrund die Berge ist einfach grossartig. Wir verweilen dort eine Weile und schlendern dann gemütlich zurück. Dazwischen erreichen wir immer wieder den einen und anderen Laden voll gespickt mit piemontesischen Spezialitäten: Pistazien- oder Haselnusscreme (aka das Zuhause von Nutella), aber vergiss Nutella, hier findest du die viel besseren (Update vom schönen Zuhause – sie ist absolute Spitzenklasse). Dann Grissini, schwarze und weisse Trüffelcreme gemischt mit Artischocken, Steinpilzen oder Parmesan, süsse Trüffel-Spezialitäten, Barolo, Moscato d’Asti und vieles mehr. Ach ja, der Toma-Käse ist übrigens ebenfalls nicht ausser Acht zu lassen.
Nun zweigen wir ab in die Shoppingstrasse via Roma. Unter den Arkaden lässt es sich gemütlich schlendern. So ganz mithalten mögen für mich die italienischen Shoppingstädte mit den deutschen oder skandinavischen Läden nicht. Zahlreiche gängige Stores wie COS, Max&Co, H&M sind vorhanden. Bei Max&Co. finden wir einen Schal, der selbstverständlich mit uns mitkommen muss. Ein Hoch auf den günstigen Eurokurs :-).
Ganz besonders zieht mich hier aber der Oysho Store und der Lego-Store an. Zumindest Oysho gibt es im Norden nicht. Lego vermag uns beide begeistern, weil es da eben doch ein paar kultige Bausteine gibt, wie die HarryPotter-Welten, die Protagonisten aus Stranger Things oder eine wahnsinnig hübsche, aber furchtbar überteuerte Holz-Aufbewahrungsbox. Wir verdrängen die Kauflust und widmen uns einer weiteren Spezialität in Turin: dem Bicerin. Das Kaffeegetränk wird aus Espresso, Kakao und Vollmilch hergestellt. Zuckersüss, völlig überteuert, aber doch sehr fein und ein Muss in Turin. Das Wort Bicerin ist übrigens piemontesisch und bedeutet Gläschen. Wer sich also auf ein XXL-Hotgetränk einstellt, wird wahrscheinlich herbe enttäuscht werden. Wir haben unser Bicerin im Café Mulassano genossen. Eine hübsches antikes italienisches Beizlein, bei welchem auch diverse kleine Paninis oder Patisserie genossen werden kann.
Bei einem Besuch in Italien suche ich auch immer einen Supermarkt auf. Sei es, um andere Barilla-Teigwaren oder -Pestos einzukaufen und auszuprobieren. So wie zum Beispiel Ricotta e Noci oder Basilikum und Pistazienkerne. Super.
Ansonsten war unser anderer Abendessensgang nicht weiter der Rede wert. Es empfiehlt sich vor allem samstags unbedingt eine Tischreservation. Ansonsten sieht man schlecht aus. Es hat dann noch für eine etwas trockene Fajita im English Pub gereicht.
Es war überaus eine kurze Etappe, aber der Start für Italien. Eventuell gibts demnächst nochmals eine kürzere Etappe… Ich hab da schon so eine Idee :-).
