Wir stehen auf und ich stelle mit Freude fest, dass es meinem Magen endlich wieder gut geht. Was immer auch das war – es ist weg. Dafür hab ich neue Mückenstiche, an allen möglichen Stellen wo kein Babyöl dran gekommen ist. 3 Zehen und auf der Fusssohle. Bastarde!
Nach dem Frühstück geht’s auch schon los. Der Gastgeber des Kabalebo Resort lässt uns alleine losziehen. Er vertraue uns. Yaay. Zuerst fahren wir ein Stück mit dem Boot hoch. Danach wechseln wir ins Kayak und kämpfen uns flussaufwärts. Zwischenzeitlich steigt Stefan aus und zieht das Kayak die Strömung hoch. Er war schon am zweiten Tag hier oben. Ihr wisst schon – da wo ich dann als Tamarbebe versagt habe. Wir fahren hoch zu der Bucht, mit dem kleinen Sandstrand. Wir bleiben erst mal hier. Wir drehen nach links ab. Plötzlich meint Stefan mit der sanftesten Stimme aller Zeiten: „Achtung Krokodil“. Tatsächlich hab ich es nur um Haaresbreite verpasst einem Mini-Kaiman mit dem Paddel auf den Kopf zu hauen. In solchen Momenten bin ich immer absolut schockfasziniert. Einerseits ist da die Freude so ein unbekanntes Wesen in freier Natur zu sehen, anderseits ahne ich Big Mama schon irgendwo im Gebüsch. Und seien wir ehrlich. Krokodil, Kaiman oder Alligator, es ist ein Mini-Monster. Nun gut: Mein lieber Stefan – hier geh ich sicherlich NICHT schwimmen. Wir setzen uns an den Strand (ich zugegebenermassen etwas argwöhnisch). Irgendwann vermag ich mich doch noch zu entspannen. Wir geniessen die absolute Ruhe zu zweit – im Wissen, dass wir umzingelt sind von Millionen Anacondas, Kaimanen, Piranhas und sonstigen Dschungelviechern. Knapp zwei Stunden später gesellt sich ein holländisches Päärchen zu uns. Die Guides Siegfried (no joke) und Orlando (ich nenne ihn Florida) kommen hinterher gepaddelt. Die Holländerin ist schon im Wasser, bis ich Orlando vom Baby-Kaiman erzähle. Sie war eher schneller aus dem Wasser J. Der Holländer fängt für Orlando einen Fisch. Die Guides fischen hin und wieder für sich und die Freunde – manchmal auch um dann 2 oder 3 Monaten später ihren Familien den Fisch zurückzubringen. Siegfried begibt sich zwischenzeitlich ins Wasser und dann traut sich auch Stefan. Irgendwann getrau auch ich mich ins Gewässer. Hätte mir vor 2 Wochen jemand gesagt, dass ich im selbigen Badewasser wie Kaimane schwimmen würde.. Schön werden wir langsam wieder etwas geerdeter. Nur mit dem Abendessentisch, da drüber sind wir noch nicht hinweg. Wir paddeln wieder alleine zurück. Mit dem Fluss und der Strömung ist das eine lustige Sache. Wir hängen uns in die Hängematte, schreiben Blogs, geniessen die Internetlose Zeit und spielen Monopoly. Also jetzt gleich. Doei!
Nachtrag: Ich habe gewonnen. Erst hat es bitterböse für mich ausgesehen und ich war kurz davor das gesamte Spielbrett auf den Rasen zu werfen, konnte mich aber zurückhalten und die Champs Elysée erobern.
Irgendwann später rief einer der Guides „Schlange“. Und das halbe Resort bewegte sich Richtung „Schlange“. Stefan vor. Ich hinten nach und fluchte mit mir selber, was eigentlich mit mir nicht mehr ganz in Ordnung ist, dass ich nun schon Schlangen hinterherlief. Die gute orange Garden Tree Boa aka Coallus Hortulanus hing da in voller Pracht. Keine Beisschlange – die würgt nur. Orlando (Florida) erschrak mich in dem er so tat, als ob sich eine Schlange mir annäherte. Ich erschrak dermassen fest, dass ich als Abwehrreaktion halb auf den armen Mann eintrat. Boa(h) Junge – ich hab mich echt echt echt erschrocken. Immerhin lachte er wieder, wo er doch sonst eher der ruhige Typ ist. 1:0 für ihn. Stefan freute sich übrigens mit ihm. Wir waren dann auch die ersten wieder zurück am Tisch. Irgendwann ist gut mit Schlange.
Der Gastgeber des Resorts hat sich später noch zu uns gesetzt und ein wenig über die Geschichte von Suriname erzählt. Das Resort ist in privat Besitz. Rundherum der Dschungel gehört aber alles der (korrupten) Regierung, die leider fast alles zu einem Spottpreis an die Chinesen verkauft L. Gold, Öl, Holz, Land..! Das Gerücht im Lande nimmt zu, dass die Wahl, welche in rund zwei Monaten stattfinden wird, getürkt sein könnte. Das elektronische Wahlsystem sei das selbige wie in Venezuela, welches allseits für den offensichtlichen Wahlbetrug bekannt war. Wir werden die Ergebnisse in 2 Monaten sicherlich mitverfolgen.
Zur Krönung des Tages entläusten wir uns dann noch gegenseitig. Die Dinger stecken teilweise echt hart in der Haut fest. Tja der Dschungel besteht halt nicht nur aus herzigen Faultieren, Tapiren und Schildkröten.