Unser letzter Tag im wunderbaren Kabalebo Resort beginnt noch etwas früher als sonst, weil Andrea den Sonnenaufgang sehen will. Ich habe diesen natürlich verpennt, habe mir aber sagen lassen das die Morgenstimmung sehr schön war. Später genossen wir unser letztes Frühstück hier und ich habe nochmals zwei Pfannkuchen mit Zimtzucker genommen. Diese werde ich bestimmt vermissen!
Zwischen der Landebahn und dem Fluss hat es einen dünnen Streifen Urwald. Durch den führt ein Trail, welchen man problemlos ohne Guide machen kann. Und damit perfekt für unsere Zeit bis zum Mittagessen und der abschliessenden Abreise. Es war ganz schön hier mal ohne Guide und anderen Besucher unterwegs zu sein. Man kann sich richtig Zeit nehmen, viel photographieren und einfach die Natur geniessen. Und auf diesem kurzen Weg hat es sogar einen „Holy Tree“, also der heilige Baum. Er hat unten riesige Wurzeln, die weiter oben in einem mächten Stamm münden der scheinbar endlos in den Himmel ragt.
Der Pfad endet bei den „River Cabines“, drei auf hohen Stelzen und direkt am Fluss gelegenen Zimmer unseres Resorts. Die Aussicht auf das Wasser mit den zahlreichen Tieren ist sicher super. Wir waren aber ganz glücklich gleich im Haupthaus zu sein und nicht immer zuerst 20 Minuten laufen zu müssen.
Nach dem Spaziergang ging es ans einpacken. Zudem stand eine gründliche Dusche an! Denn auf unserer Haut haben sich zahlreiche ganz kleine Blattläuse festgebissen und von unserem Blut ernährt. Das ist weder gefährlich noch schmerzhaft, gehören dort aber trotzdem nicht hin. Schon gestern Abend haben wir uns je etwa fünf Stück abgenommen und heute nochmals je drei. Sachen gibt‘s.
Beim Mittagessen kam langsam Abschiedsstimmung auf. Die Gäste erzählten einander nochmals ihre Highlights hier und wo es jetzt weitergeht. Als dann die zwei Flugzeuge für unsere Rückreise in die Zivilisation einflogen war es definitiv Zeit sich zu verabschieden. Vorallem Orlando, der Guide der uns die letzten Tage begleitet hat, haben wir ins Herz geschlossen. Mit einem kleinen Trinkgeld und einer kräftigen Umarmung hiess es Adieu. Und so hoben wir bald von der holperige Graspiste ab und fliegen nach Paramaribo.
Da es nur ein Inlandflug war ging die Einreise schnell vor statten und draussen erwartet uns schon unser Fahrer, der uns in Hotel bringt. Beim einsteigen steht plötzlich Orlando freudestrahlend neben uns und will unsere Natelnummer haben. Er habe jetzt eine Woche frei, sei in der Stadt und würde sich freuen, uns heute Abend nochmals zu sehen! Wir versprechen ihm uns zu melden und schon ist er wieder weg und wir auf dem Weg ins Hotel.
Unser Hotel Eco Torarica hat mit 17:00 Uhr eine etwas eigentümliche Check-In Zeit. Also lassen wir unser Gepäck an der Reception und machen uns auf in die Stadt. Die Beach Front soll gemäss Internet noch schön sein. Tatsächlich finden wir dort ein paar alte Holzhäuser, die etwas an den Wilden Westen erinnern. Alles etwas herunterkommen, aber durchaus mit Charme. Nach 20 Minuten hat man aber definitiv alles relevante gesehen und so suchen wir uns ein Restaurant um unseren Durst zu stillen. Nicht nur der Durst nach etwas zu trinken, sondern auch nach Informationen. Schliesslich waren wir die letzten 5 Tage komplett von der Aussenwelt angeschnitten. Und umsomehr waren wir erstaunt von den aktuellen Entwicklungen zum Corona-Virus in der Schweiz zu hören. Und beglückwünschten uns zum Entscheid unsere Reise in Süd-Amerika und nicht in Asien (oder Italien…) zu machen. Hoffentlich beruhigt sich die ganze Sache in den nächsten sieben Wochen.
Nachdem wir noch schnell einen Geocache holen gingen (mein erster in Südamerika und bis jetzt leider auch mein einziger) gingen wir zum Nachtessen. Wir wählten das gleiche Restaurant wie bei unserem ersten Besuch in der Stadt. Den dort gab es gute Salate und vor allem feine Galic Fries, also etwas ganz anderes als die letzten fünf Tage im Urwald.
Orlando haben wir mitgeteilt, dass wir jetzt in der Stadt sind und nach dem Essen Zeit für einen Drink hätten. Kurz drauf kam von ihm die Antwort das er leider dringend jemandem helfen müsse und es deshalb nicht ginge. Wir drückten unser Bedauern aus und wünschten im eine schöne Zeit, damit war die Sache gegessen. Bis er 20 Minuten später plötzlich schreibt es komme jetzt doch und wir sollen warten. Und tatsächlich erscheint er später bei uns, einen Kollegen im Schlepptau und begrüsst uns herzlich. Das rote Kabalebo-Resort-Polo ist einem schwarzen Muskelshirt gewichten, dazu eine Goldkette und eine stylische Brille. Später erfahren wir den Grund für dieses Frustshopping: Seine Freundin hat wenig Begeisterung für seine Rückkehr an den Tag gelegt und ihn nicht mal vom Flughafen abgeholt. Und das obwohl er gerade drei Monate weg war. Das kommt dem Ego von Orlando nicht in die Tüte und er sieht diese Beziehung als gescheitert an.
Er will also jetzt ordentlich auf den Putz hauen, die trüben Gedanken mit Alkohol verdängen und vermutlich schon Ausschau nach einer geeigneten Nachfolgerin halten. Wir müssen ihm leider mitteilen, dass wir morgen schon um 03:30 Uhr auf müssen und unsere Festlaune sich deshalb in Grenzen halten wir. Also gehen wir in die nächste Beiz, wo wir in Rekordzeit zwei Runden Getränke vernichten. Noch nicht richtig ausgetrunken will er schon weiter, nämlich ins Casino. Bei einer Runde Blackjack sind Andrea und ich immer gerne dabei! Allerdings merken wir schnell, dass er nur dorthin will, weil es gratis Getränke gibt. Die Verantwortlichen durchschauen diesen Plan aber schnell und wollen ihm nur etwas geben wenn er auch wirklich spielt. Das will Orlando aber wiederum nicht, und so sind wir schon bald wieder in der gleichen Beiz wie vorher.
Plötzlich verabschiedet sich Orlando und sagt, er komme gleich wieder. Also wenden wir uns seinem stillen Begleiter zu, welcher uns erzählt, dass er als Holzarbeiter im Urwald arbeitet und auch nur alle sechs Wochen mal nach Hause kann. Dort wartet seine Freundin mit drei Kindern. Lustigerweise ist er aber noch nicht verheiratet, weil er sie zuerst „besser kennenlernen will“. Wie man drei Kinder zeugen kann ohne sich wirklich zu kennen ist mir etwas schleierhaft, hat aber vermutlich mit einer nicht existierenden Verhütung zu tun. Weiter erzählt er uns dass seine Mutter krank in Georgetown im Spital liegt und er eigentlich pronto zu ihr weil. Das sei heute Abend eigentlich auch der Plan gewesen bis Orlando im Taxi plötzlich gesagt hat, er wolle jetzt sofort umkehren und mit uns etwas trinken zu gehen. Jetzt tat mir der Typ richtig leid, weil er wegen uns (bzw. wegen der mangelnden Loyalität von seinem Kollegen Orlando) seine kranke Mutter erst morgen besuchen kann.
Später kommt Orlando mit einer Foodbox voller Pouletteile zurück und ist plötzlich ganz in sich gekehrt. Still stopft er sich das Essen rein und plötzlich kann es ihm nicht schnell genug gehen uns loszuwerden. Keine Ahnung was da passiert ist. Aber schon die Nummer im Casino war komisch und wir waren froh, dass das Treffen mit Orlando ein Ende findet. Wir haben uns wirklich gefreut ihn zu sehen, aber der Abend verlief wirklich komisch.
Damit gehen wir wir zurück ins Hotel, beziehen endlich unsere Zimmer und gehen bald ins Bett. Denn morgen müssen wir ja früh raus und die Guyanas in Richtung Trinidad und Tobago verlassen.